ChinaTalk: Betting on Chaos: Professionals in Prediction Markets

Ein Blick hinter die Kulissen von Polymarket – mit Insider-Handel, Manipulation und Lektionen aus Millionenverlusten.

ChinaTalk
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Jordan Schneider interviewt Domer, den erfolgreichsten Trader auf Polymarket, und Jonathan Zubkoff über das Leben als professioneller Wetten-Anleger. Domer erklärt, wie Märkte wie "Wird Zelenskyy einen Anzug tragen?" oder "Wird China Taiwan 2025 angreifen?" funktionieren, warum sie oft Fehleinschätzungen liefern und wie Insider-Informationen ohne Regulierung möglich wären. Er beschreibt seine Recherche in fremden Wahlsystemen, die Geschwindigkeit von Algorithmen und warum Teams noch selten sind. Zubkoff ergänzt, dass KI zwar hilft, aber die dümmsten Gegner seien diejenigen, die blind ChatGPT folgen. Beide warnen vor der Illusion schneller Gewinne und skizzieren, wie Nationalisten in Rumänien die Märkte manipulierten. ### 1. Märkte seien oft ineffizient und überschätzten Risiken Domer erklärt, dass etwa der Taiwan-Markt mit 8 % Wahrscheinlichkeit für 2025 deutlich zu hoch gegriffen sei. Er vermute, dass die meisten Teilnehmenden keine Experten seien und dass geopolitische Korrelationen wie der Ukraine-Krieg die Bewertung verzerrten. ### 2. Insider-Handel werde wahrscheinlicher, aber bleibe selten Obwohl 99,9 % der großen Bewegungen auf „True Believer“ oder Fehler zurückzuführen seien, beobachte er zuletzt verdächtige Muster: neue Konten, die nur auf eine Entscheidung setzen und sich danach abmelden. Ohne Regulierung wie bei der SEC sei dies eine wachsende Gefahr. ### 3. Die Geschwindigkeit der Märkte habe sich drastisch erhöht Früher habe man Minuten Zeit gehabt, um auf eine Meldung zu reagieren; heute seien drei Sekunden zu langsam. Domer betont, dass Schlaf zum Risiko geworden sei, weil Nachrichten rund um die Uhr eintreffen. ### 4. Teams seien noch selten, aber für Präsidentschaftswahlen entstehen Kooperationen Während die meisten Trader wie „Ronin“ allein agierten, würden für US-Präsidentschaftswahlen temporäre Teams gebildet, um Informationen schneller zu verarbeiten. Eine zehnköpfige Dauergruppe wäre Domer zufolge ideal, müsse aber unterschiedliche Expertise und 24/7-Präsenz abdecken. ### 5. Manipulation durch politische Gruppen sei bereits Realität Zubkoff berichtet, dass rumänische Nationalisten gezielt die Märkte zu ihrem Kandidaten hin bewegt hätten. Die internationalen Trader hätten darauf gesetzt, dass die ersten Wahlergebnisse korrekt seien, doch einheimische Buchmacher und Bürger:innen hätten die Wende besser erkannt und die Außenwetteure vernichtet. ### 6. KI nutzen viele, aber die naiven verlieren Zubkoff nutzt ChatGPT, um seine Handelslogs zu analysieren, und fand heraus, dass er im 80 %-Bereich am meisten verliere. Die größten Fehler machten jedoch jene, die KI-Antworten ohne eigene Recherche umsetzten. ## Einordnung Die Episode bietet einen faszinierenden Blick in eine Szene, die zwischen Glücksspiel und Politik-Analyse oszilliert. Schneider führt die Gespräche locker, stellt aber gezielt nach. Die Machart bleibt journalistisch: Es gibt keine Werbung für fragwürdige Finanzprodukte, keine Verschwörungserzählungen und keine Reproduktion rechter Talkingpoints. Stattdessen wird transparent über Risiken, Verluste und ethische Grauzonen gesprochen. Besonders bemerkenswert ist, dass die Expertise der Gäste nicht mystifiziert wird – Domer und Zubkoff erzählen ausdrücklich von Fehlern und Lernprozessen. Die Perspektive bleibt US-zentriert, doch internationale Ereignisse werden nicht vereinfacht dargestellt. Insgesamt liefert die Folge eine nüchterne Einführung in ein komplexes Feld, ohne Hörer:innen zu bevormunden oder zu belügen. Hörempfehlung: Wer wissen will, wie politische Wetten funktionieren und warum sie trotzdem oft daneben liegen, bekommt hier eine unterhaltsame und kritische Einführung – mit echten Zahlen und echten Fehlern.