Politics Weekly America: Is Trump preparing for civil war?
Politikwissenschaftlerin Barbara Walter warnt im Guardian-Podcast vor rapidem Demokratieabbau unter Trump und erklärt, warum friedliche Massenproteste Macht verschieben können.
Politics Weekly America
29 min read1738 min audioDer Guardian-Podcast „Politics Weekly America“ belebt die Debatte über die Gefahr autoritärer Machtkonzentration in den USA. Moderator Jonathan Freedland spricht mit der Konfliktforscherin Barbara Walter über Trumps Umgang mit Protest, dem Einsatz von National-Garde-Einheiten in „blauen“ Großstädten und mögliche Szenarien für eine Eskalation bis hin zu Bürgerkrieg oder Kriegsnotstand. Walter betont, dass die USA seit 2025 zwei zentrale Risikofaktoren für politische Gewalt erfülle: eine schwache Partizipationsdemokratie und die ethnische Polarisierung der Parteien. Sie sieht Trumps Strategie, Städte als kriminell zu brandmarken, um Bundeskräfte zu legitimieren, als typisches Muster schwächelnder Demokratien. Als Gegenkraft wertet sie die landesweiten „No Kings“-Proteste, angeblich über sieben Millionen Menschen ohne einen einzigen Arrest; langfristige, breit gestreute Mobilisierungen könnten Machtwechsel erzwingen. Abschließend hofft sie auf erste Risse in der republikanischen Loyalität, etwa dem Rückzug eines Whistleblower-Kandidaten nach rassistischen Chats.
### 1. Trump zementiere ethnisch-religiöse Spaltung
Die USA würden laut Walter zur „Parteien-Demographie“: „Die beiden besten Prädiktoren für die Wahlentscheidung seien heute Race und Religion“. Trump bediene gezielt weiße evangelikale Wähler:innen, während Schwarze und Latinos durch Politikschäden wieder zur Demokratischen Partei zurückströmen könnten.
### 2. Demokratieabschaffung in Rekordgeschwindigkeit
Seit Januar 2025 verschlechterten sich die Demokratiewerte „unglaublich schnell“. Walter vergleicht: „Our democracy today is weaker than it has ever been in the history of the United States.“ Die Strategie umfasse Wahlrechtsbeschränkungen, Auflösung unabhängiger Kontrollinstanzen und gezielte Medienattacken.
### 3. National Garde als „Prätorianer“ in Oppositionseinrichtungen
Trump entsende Bundesmilizen in demokratisch regierte Städte, um „friedlichen Massenprotest entgegenzuwirken, der ihn stürzen könnte“. Die Legitimation erfolge über eine konstruierte Kriminalitätsnarrative: „Er erzählt, US-Städte stünden in Flammen, sie seien außer Kontrolle.“
### 4. Möglicher Krieg als Wahl-Absage-Strategie
Walter hält einen „inszenierten Außenkonflikt“ für plausibel, um 2028 Wahlen auszusetzen: „Er könnte eine gefälschte oder echte Kriegskrise schaffen, Notstandsgebiete ausrufen und seine Macht konsolidieren.“ Venezuela werde in Fachkreisen als mögliches Ziel genannt.
### 5. Massenproteste als Machtfaktor – wenn sie durchhalten
3,5 % der Bevölkerung, die „wochenlang auf die Straße gehen und ein Querschnitt der Gesellschaft darstellen“, hätten historisch oft zum Sturz von Autoritären geführt. Die friedlichen „No Kings“-Kundgebungen seien ein „gutes Zeichen, dass Amerika aufwacht“.
### 6. Republikaner zeigen erste Rückgrat-Momente
Der Druck, einen rassistisch aufgefallenen Kandidaten für Whistleblower-Schutz abzulehnen, lasse hoffen, dass die Partei „nicht bis an den Rand der Selbstaufgabe mitgehen“ werde.
## Einordnung
Die Sendung arbeitet mit klarer Absicht: Sie alarmiert, aber sie belehrt nicht. Freedland führt Walter als Expertin, nicht als Parteipolitikerin, wodurch die Analyse wissenschaftlichen Anspruch behält. Die Dramaturgie ist durchgehend auf Aufklärung statt bloße Empörung angelegt: Jede Eskalationsstufe – von Wahlmanipulation über Militäreinsätze bis hin zu möglichen Kriegsplänen – wird mit historischem Vergleichs- und internationalem Konfliktwissen hinterlegt. Besonders bemerkenswert ist die beiläufige Selbstreflexion des Mediums: Freedland fragt, wie die Berichterstattung über ein anderes Land klingen würde („rebel-held provinces“), und stellt damit eurozentrische Blickwinkel selbst infrage. Kritisch bleibt, dass die möglichen Gegenkräfte (Gerichte, republikanische Dissidenten, zivile Widerstandsbewegungen) nur in ihrer Hoffnungsfunktion dargestellt werden; strukturelle Hindernisse und interne Widersprüche des Widerstands bleiben unterschichtet. Dennoch vermittelt der Podcast eine fundierte, faktenbasierte Auseinandersetzung mit demokratischen Gefährdungsformen, ohne in Spekulation oder Alarmismus zu versinken.