Money Stuff: The Podcast: Relevant Markets Content: KSS, 351, QQQ
Zwei Bloomberg-Experten erklären, warum Meme-Aktien 2025 schwächer sind als 2021 und wie ETFs als Steuervermeidungsstrategien funktionieren.
Money Stuff: The Podcast
40 min read2136 min audio**Der englischsprachige Podcast "Money Stuff: The Podcast" mit Matt Levine (Bloomberg Opinion-Kolumnist) und Katie Greifeld (Bloomberg News-Reporterin) behandelt aktuelle Finanzthemen - von Meme-Aktien bis zu ETF-Steuerstrategien.**
### Meme-Aktien hätten weniger Durchschlagskraft als 2021
Das aktuelle Wiederaufleben der Meme-Aktien unterscheide sich stark von 2021, so die beiden Moderatoren. "Es fühlt sich einfach nach weniger an", konstatiert Greifeld. Levine erklärt den Unterschied: "Hedge-Fonds haben aus 2021 gelernt. Shortet nicht massenhaft schlechte Verbraucheraktien, weil ihr ausgetragen werden könntet." Die Short-Seller würden heute sofort ihre Positionen schließen, wodurch die Squeezes weniger dramatisch und kurzlebiger seien.
### ChatGPT könne Reddit als Koordinationsmechanismus ersetzen
Eine überraschende Erkenntnis: KI-Tools könnten die Rolle sozialer Medien bei Meme-Aktien übernehmen. Levine berichtet von einem Leser, der ChatGPT nach "der nächsten Carvana" fragte und daraufhin OpenDoor kaufte. "KI ist eine Destillation der Weisheit und Schwächen der Menschen", so Levine. Statt Reddit zu konsultieren, würden Anleger nun ChatGPT fragen - mit ähnlichen Ergebnissen, da die KI auf den gleichen Daten trainiert sei.
### ETFs seien primär "Steuervermeidungsstrategien"
"Der wahre Weg, ETFs zu verstehen, ist, dass sie Steuervermeidungsstrategien sind", erklärt Levine. Während Investmentfonds jährlich Kapitalertragssteuern auf Handelsaktivitäten erheben, könnten ETF-Anleger Steuern bis zum Verkauf aufschieben. Besonders interessant seien individualisierte "351 ETFs", mit denen wohlhabende Anleger konzentrierte Aktienpositionen ohne Steuerzahlung diversifizieren könnten.
### Invesco kämpfe um Milliarden-Einnahmen bei den "Qs"
Ein bemerkenswerter Unternehmenskampf: Invesco versuche, den QQQ-ETF ("die Qs") von einem Unit Investment Trust in einen normalen ETF umzuwandeln. Problem: "Sie brauchen 50% Quorum bei dieser Abstimmung", erklärt Greifeld. Bei zehntausenden Anteilseignern sei das "die ultimative Übung im Hüten von Katzen". Der Erfolg würde Invesco etwa 150 Millionen Dollar zusätzliche jährliche Einnahmen bescheren.
### "Alles wird irgendwann ein ETF sein"
Levine prognostiziert eine ETF-Zukunft: "Jedes Produkt wird ETF-isiert werden." Wenn die Automatisierung fortschreite, könne jeder für 95 Dollar einen personalisierten ETF erstellen. "Wenn das passiert, wird niemand jemals Kapitalertragssteuern auf Aktien zahlen müssen, weil jeder das machen kann." Dann werde die Regulierung wahrscheinlich eingreifen.
### Heartbeat-Trades ermöglichten massive Steuervermeidung
Die technische Grundlage dieser Steuervermeidung seien "Heartbeat-Trades" - komplexe Tauschgeschäfte zwischen ETFs und autorisierten Teilnehmern, die keine steuerpflichtigen Ereignisse darstellten. Ein Anwalt habe an "Hunderten" solcher individuellen ETFs gearbeitet, die Justina Lee als "schwarze Löcher für Kapitalgewinne" beschreibt.
## Einordnung
Der Podcast bietet eine technisch versierte, aber zugängliche Diskussion aktueller Finanzthemen zwischen zwei Bloomberg-Insidern. Levines analytischer Stil verbindet dabei technische Präzision mit trockenem Humor, während Greifeld als TV-Moderatorin die Verständlichkeit sicherstellt. Bemerkenswert ist die selbstreflexive Haltung beider Moderatoren - sie erkennen ihre eigene Rolle im Finanzmediensystem und kommentieren ironisch die Notwendigkeit, "relevante marktbezogene Inhalte" zu produzieren, wenn Meme-Aktien wieder trendig werden.
Die Diskussion über ETFs als Steuervermeidungsstrategien verdeutlicht eine wichtige Dimension des Finanzwesens, die in der öffentlichen Debatte oft ausgeblendet wird: Wie komplexe Finanzinstrumente primär der Steueroptimierung dienen, während ihre beworbenen Funktionen (Diversifikation, Liquidität) sekundär sind. Problematisch ist dabei nicht die Analyse selbst, sondern dass diese Strategien nur Wohlhabenden zugänglich sind - ein Aspekt, den die Moderatoren zwar erwähnen, aber nicht kritisch hinterfragen. Die technokratische Perspektive blendet systematische Ungleichheiten aus, die durch solche "Innovationen" verstärkt werden.