Der Newsletter "Notes From The Circus" analysiert eine Razzia verschiedener Bundesbehörden in einem Chicagoer Apartmenthaus am 30. September 2025, die sich gegen mutmaßliche Mitglieder der Tren-de-Aragua-Gang richtete. Der Autor schildert den Einsatz als brutalen Akt der Kollektivbestrafung, bei dem alle Bewohner:innen des Gebäudes, auch Kinder, stundenlang mit Waffengewalt festgehalten, gefesselt und ohne individuellen Tatverdacht inhaftiert wurden. Zeug:innen berichten von weinenden, mit Kabelbindern gefesselten Kindern und einer Trennung der Festgehaltenen nach Hautfarbe. Der Autor argumentiert, dass diese Aktion eine eklatante Verletzung des vierten Verfassungszusatzes der USA darstellt, der die Bürger:innen vor willkürlichen Durchsuchungen und Beschlagnahmungen schützen soll. Er zieht eine direkte Parallele zu den "allgemeinen Haftbefehlen" der britischen Kolonialmacht, deren Willkür einer der Auslöser der Amerikanischen Revolution war. Die zentrale These lautet, dass die Regierung hier ein Exempel statuiert und testet, wie weit sie gehen kann. Die Apathie der Öffentlichkeit, die solche Übergriffe als "erträgliches Übel" hinnimmt, weil sie vor allem marginalisierte Gruppen trifft, sei der Nährboden für den schleichenden Übergang in den Autoritarismus. Der Autor betont die universelle Gültigkeit von Grundrechten mit dem Zitat: "Der vierte Verfassungszusatz schützt keine Gangmitglieder. Er schützt Pertissue Fisher, die im Nachthemd mit einer Waffe im Gesicht dasteht... Er schützt Sie." ## Einordnung Der Text nimmt eine eindeutige Perspektive ein, die sich ausschließlich auf die Erlebnisse der betroffenen Anwohner:innen konzentriert und die staatlichen Akteur:innen als Antagonisten darstellt. Er basiert auf der unausgesprochenen Annahme, dass die Lesenden die Prinzipien der US-Verfassung als obersten Wert ansehen. Die Agenda des Autors ist klar: Er will vor dem Verfall bürgerlicher Freiheiten warnen und die Lesenden aus ihrer Gleichgültigkeit aufrütteln. Rhetorisch nutzt er das Narrativ des "Dammbruchs" (slippery slope), emotionale Schilderungen und historische Vergleiche, um ein Gefühl existenzieller Bedrohung zu erzeugen. Die Argumentation verallgemeinert allerdings stark von einem Einzelereignis auf den Zustand der gesamten Nation. Der Newsletter ist lesenswert für alle, die sich für Bürgerrechte und eine kritische Auseinandersetzung mit staatlicher Macht interessieren. Wer eine ausgewogene Darstellung sucht, die auch die Perspektive der Strafverfolgungsbehörden einbezieht, wird hier eine polemische Einseitigkeit feststellen. Länge des Newsletters: 13888