Le masque et la plume: CRITIQUE I "Connemara", "Oui", "Sirāt", "L'intérêt d'Adam" ou "Libre échange" : que voir au cinéma cette semaine ?
Die traditionsreiche französische Filmkritikerrunde diskutiert neue Kinofilme und gerät dabei an ihre Grenzen, wenn elitäre Kunstbetrachtung auf populäre Empörung trifft.
Le masque et la plume
39 min read2897 min audioDie 48-minütige Kritikerrunde des französischen Kult-Podcasts "Le Masque et la Plume" besprechen neue Kinofilme wie "Sirat" von Oliver Laxe, "L'intérêt d'Adam" von Laura Vendell und "Libre échange" von Michael Angelo Covino. Die Diskussion ist geprägt von stark divergierenden Meinungen und literarisch anspruchsvollen Vergleichen.
### Sirat - Eine sensorische Apokalypse
Die Kritiker:innen beschrieben "Sirat" als "Mad Max"-ähnliche Trance ohne Budget, wobei Florence Colombani lobte: "C'est un film qui réussit ce pari d'être à la fois une expérience sensorielle très forte et en même temps une expérience spirituelle". Pierre Murat konterte sarkastisch: "Il ne se passe rien" - eine kontroverse These angesichts des Films über Raver:innen im marokkanischen Wüstenkrieg.
### Libre échange - Moral statt Libertinage
Bei der Komödie über Polyamorie stellte Charlotte Lipinska fest: "ce qui dit de l'amour libre, c'est rien... C'est hyper moralisateur". Florence Colombani kritisierte das Casting als "décalage" zwischen glamourösen Schauspielerinnen und "très séduisant" selbstgeschriebenen Männerrollen.
### Robert Redford - Die Politik der Schönheit
Beim Nachruf auf Redford betonten alle Kritiker:innen seine politischen Filme der 1970er. Jean-Marc Lalanne analysierte: "la stratégie d'effacement de Robert Redford est l'opposé exact de l'hyper visibilité du trumpisme" - ein eleganter Vergleich zwischen klassischem Hollywood und moderner Politik.
### Zuschauerpost - Die Macht der Empörung
Die Leserbriefe zeigten erhebliche Wut über negative Kritiken an "Valeur sentimentale". Rebecca Manzoni zitierte: "on en ressort épuisé" - was viele Hörer:innen als ungerechtfertigte Elite-Kritik empfinden.
## Einordnung
Die Runde demonstriert perfekt das Spannungsfeld zwischen elitärer Kunstkritik und populistischem Geschmack. Besonders auffällig: Die Kritiker:innen nutzen literarisch hochgestochene Vergleiche (Agatha Christie, Mad Max, Impressionismus), während sich die Zuschauer:innen für emotionale Ehrlichkeit und zugängliche Geschichten einsetzen. Die Diskussion über "Sirat" offenbart eine krasse Kluft: Während einige von "transzendenter Erfahrung" schwärmen, erleben andere nur "leere Hypnose". Besonders problematisch wirkt die gender-Kritik bei "Libre échange" - hier blenden die Kritiker:innen die Perspektive der weiblichen Charaktere völlig aus und reduzieren sie auf ihr Aussehen. Die Zuschauerpost verdeutlicht: Dieses Format gerät zunehmend an seine Grenzen, wenn elitäre Kunstbetrachtung auf populäre Empörung trifft. Die wirklich interessanten Fragen - warum bestimmte Geschichten Menschen berühren und andere nicht - bleiben unbeantwortet. Stattdessen zelebriert man intellektuelle Distanz.