Der AK-Podcast beleuchtet in dieser Folge das Thema Artensterben und fehlenden Naturschutz. Im Mittelpunkt steht ein ausführliches Interview mit Carola Rackete, Ökologin und Europaabgeordnete der Linkspartei. Sie erklärt, dass neben dem Klimawandel vor allem die Zerstörung von Ökosystemen, industrielle Landwirtschaft und Ressourcenübernutzung Haupttreiber des Artenverlusts seien. Rackete kritisiert, dass internationale Abkommen wie die Biodiversitätskonvention weitgehend wirkungslos blieben – von 20 Aichi-Zielen seien 19 verfehlt worden. Auch die EU-Renaturierungsverordnung sei durch Agrarlobby und rechte Parlamentsfraktionen blockiert. Typische Klimaschutzmaßnahmen wie Aufforstung würden oft ökologisch kontraproduktiv, wenn sie als artenarme Plantagen betrieben würden. Rackete fordert eine systemische Reduktion von Energie- und Ressourcenverbrauch statt technokratischer Lösungen. ### 1. Klimawandel verstärke Artensterben deutlich Rackete zeigt am Beispiel der Puffins, dass sich bereits geringe Temperaturerhöhungen auf komplette Ökosysteme auswirken: "dass die Puffins können dann während sie brüten, diese Sandaale [...] nicht mehr erreichen, müssen viel weiter fliegen oder es gibt einfach gar keine Sandaale mehr". ### 2. Landwirtschaft als Schlüsselfaktor Etwa 60 % der deutschen Lebensraumtypen seien in schlechtem Zustand; industrielle Tierhaltung, Pestizide und Monokulturen zerstören Biodiversität. Rackete fordert: "eine Reduktion der Tierzahlen [...] Pestizide reduzieren, Dünger reduzieren". ### 3. 30x30-Ziel sei reines Kommunikationsprodukt Das Kunming-Montreal-Abkommen verpflichte zur Flächenschonung, doch "wenn ich ein Schutzgebiet habe an Land und nebendran ist ein intensiv bewirtschafteter Acker [...] dann wird es auch dieses Schutzgebiet beeinflussen". Zudem fehlten Meeresschutzgebiete und effektive Reduktion von Schadstoffen. ### 4. Klimaschutz kann Biodiversität schaden Aufforstungen würden oft als artenarme Plantagen betrieben; in Finnland seien "96 % des Waldes Plantage". Echte Renaturierung erfordere artenreiche Mischwälder und Moorschutz, nicht Monokulturen. ### 5. Agrarlobby blockiere Fortschritt Die EU-Renaturierungsverordnung sei "auf Druck der Agrarlobby" weitgehend entleert; CDU/CSU arbeiteten im EU-Parlament "mit den drei extrem rechten Fraktionen" zusammen und blockierten jegliche ökologische Gesetzgebung. ### 6. Klimagerechtigkeitsbewegung vernachlässige Artenschutz Obwohl das Bewusstsein für Biodiversitätsverlust wachse, stünden Energie- und Klimathemen weiter im Mittelpunkt des Aktivismus. Rackete bilanziert: "ich würde jetzt mal sagen, dass ich damit nicht so besonders erfolgreich war". ## Einordnung Das Gespräch zeigt eine klare, wissenschaftlich fundierte Kritik an dominierenden Klimaschutzstrategien und deren Nebeneffekten auf Ökosysteme. Rackete nutzt durchgehend empirische Belege (Studien, Zahlen, Ländervergleiche) und vermeidet Esoterik oder Verschwörungsdenken. Besonders bemerkenswert ist die Selbstreflexion der Sprecherin, die eigene Aktivismus-Defizite benennt, ohne in Selbstentschuldigung zu verfallen. Der Podcast folgt einem linken, antikapitalistischen Frame, zeigt aber auch interne Widersprüche auf (z. B. mangelnde Mobilisierung für Biodiversität trotz Bekenntnis). Kritisch anzumerken ist die teils undifferenzierte Schuldzuweisung an „die Agrarindustrie“ und „die Agrarlobby“, ohne kleinbäuerliche oder alternative Landwirtschaftsmodelle zu erwähnen. Insgesamt bietet die Sendung eine wertvolle, sachliche Analyse struktureller ökologischer Probleme und liefert konkrete politische Forderungen.