wieCommerce?: #102 - Google’s Retail Media Ansatz mit Roxanne van Duijn | #retailmediaspezial
Deep Dive in Googles Retail Media Angebot mit Fokus auf First-Party-Daten, KI-gesteuerte Kampagnen und die Herausforderung fehlender Marktstandards.
wieCommerce?
63 min read3618 min audioDer wieCommerce? Podcast widmet sich in dieser Folge dem Thema Retail Media bei Google. Gast ist Roxanne van Duijn, Retail Media Lead bei Google Deutschland. Die Moderatoren Max Rottenaicher (ehemals Amazon Ads, nun Agentur) und Kristina Mertens (Marketing Lead everstox) diskutieren mit ihr über Googles Retail Media Angebot, Datenschutz bei First-Party-Daten, Targeting-Strategien und die Rolle von KI. Besprochen werden auch Herausforderungen wie fehlende Standards und die Komplexität des Marktes.
### Google habe 2024 erstmals ein dediziertes Retail Media Produkt gelauncht
Van Duijn erklärt, dass Google 2024 über SA360, DV360 und Google Ads erstmals ein spezifisches Retail Media Angebot eingeführt habe. Dies ermögliche es Händlern, Marken Self-Service-Zugang zu ihren Daten zu geben: "Das heißt, der Händler kann seinen Marken anbieten, auch im Self-Service Retail Media über Google einzubuchen und dann die Audiences und die Produktdatenfeeds vom Händler zu verwenden."
### Datenaustausch erfolge nur nach expliziter Zustimmung und mit Anonymisierung
Die Übermittlung von First-Party-Daten werde streng reglementiert: "Der Händler muss die Daten erstmal anonymisieren, bevor die an Google weitergegeben werden. Den Prozess nennen wir quasi Hashing von diesen Daten." Es gebe keine automatische Datenübernahme, sondern nur nach expliziter vertraglicher Vereinbarung.
### Inkrementalität sei die wichtigste Kennzahl für erfolgreiche Kampagnen
Beide Seiten betonen wiederholt, dass klassische KPIs wie Impressionen oder CTR für Performance-Kampagnen irrelevant seien, wenn keine nachweisbare Inkrementalität vorliege: "Es ist wirklich wichtig, dass man sich die richtigen Informationen und die richtigen KPIs anschaut... dass wir wirklich Budgets in die Hand nehmen bei Nutzern, die ohne uns nicht... gekauft hätten."
### Google positioniere sich mit Reichweite und Full-Funnel-Formaten als Marktführer
Van Duijn hebt Googles Alleinstellungsmerkmale hervor: "Wir haben sieben oder acht Produkte, die über eine Milliarde aktive Nutzer haben" sowie die Möglichkeit, "den ganzen Funnel entlang verschiedenste Formate" anzubieten - von Display über YouTube bis zu Shopping-Anzeigen.
### Retailer müssten sich zu Standards durchringen
Ein zentrales Problem sei die fehlende Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Retail Media Netzwerken: "Jeder Händler für sich Retail Media so definiert und so gestaltet, wie es für ihn am besten passt... Der eine sagt, ein View ist... zehn Sekunden angeschaut werden. Der andere sagt, ein View ist, wenn der erste Pixel auf der Seite erscheint."
## Einordnung
Die Episode zeigt ein professionelles Fachgespräch zwischen Brancheninsidern, das komplexe technische Details verständlich vermittelt. Die Moderatoren stellen kritische Nachfragen, ohne jedoch tiefergehende Hinterfragungen vorzunehmen - etwa zu Googles Marktmacht oder Datenschutzbedenken. Die Diskussion bleibt auf Effizienz und Business-Metriken fokussiert, während ethische Aspekte oder Auswirkungen auf Verbraucher:innen ausgeblendet bleiben. Besonders bemerkenswert ist die Selbstverständlichkeit, mit der personenbezogene Daten als Handelsware behandelt werden, auch wenn sie als anonymisiert deklariert werden. Die Episode bietet wertvolle Einblicke für Marketing-Profis, setzt aber auch bei komplexen Themen wie Inkrementalität auf verkürzte Erklärmuster. Die Symbiose aus Podcast und Werbeplattform wird dabei nicht reflektiert.
Hörempfehlung: Für E-Commerce- und Marketing-Profis eine informative Deep-Dive-Folge mit brauchbaren Einblicken in Googles Retail Media Strategie. Für Datenschutzinteressierte oder kritische Hörer:innen weniger geeignet, da kritische Perspektiven fehlen.