F.A.Z. Podcast für Deutschland: Israels Vize-Außenministerin: Die USA sind nicht unser Babysitter!
Sicherheitslage und Friedensplan im Gazastreifen kurz nach der neuen Waffenruhe – israelische und deutsche Politiker im F.A.Z.-Podcast.
F.A.Z. Podcast für Deutschland
28 min read1613 min audioKontext: Der F.A.Z.-Podcast für Deutschland vom 29. Oktober 2024 diskutiert die brisante Sicherheitslage im Gazastreifen knapp drei Wochen nach Unterzeichnung des von den USA vermittelten „ewigen“ Friedensplans. Simon Strauß spricht zunächst mit dem CDU-Politikers Nathanael Liminski (NRW-Staatskanzlei-Chef), dann mit F.A.Z.-Korrespondent Christian Meier und schließlich mit der israelischen Vize-Außenministerin Sharon Haskel, die live aus der Knesset zugeschaltet wird.
Hauptthema: Die Waffenruhe gilt wieder, nachdem Israel nach dem Tod eines Soldaten rund 100 Menschenleben in Luftschlägen forderte. Alle Gesprächspartner sind skeptisch, ob die erste Phase des Friedensplans Bestand hat; über eine mögliche internationale Friedenstruppe wird kontrovers verhandelt.
### Tote als Eskalationsbeschleuniger
Meier berichtet, Israel habe innerhalb von zwölf Stunden „mehr als 100 Menschen“ getötet, nachdem ein israelischer Soldat bei einem Überfall nahe Rafah gestorben sei. Die Hamas distanziere sich beide Male formell von den Attacken, womit die Waffenruhe formal wieder in Kraft treten könne.
### Hamas-Druck statt türkische Soldaten
Haskel fordert „politischen und diplomatischen Druck“ arabischer Staaten auf die Hamas, damit diese in die zweite Phase (Geiselrückgabe, Entwaffnung) einsteige. Türkische Bodentruppen lehnt sie rundweg ab: „Turkey is not a neutral observer … they harbour Hamas leadership.“
### Deutscher Beteiligungswunsch
Liminski sieht eine „zu geringe deutsche Präsenz“ und spricht sich für mehr deutsches Personal im gemeinsamen Überwachungszentrum aus. Ob Bundeswehrsoldaten entsandt werden, sei „eine ganz andere Abwährung“, ein „robustes Mandat“ aber nötig.
### ZDF-Kritik und „Terror-Outing“
Ein tatsächlich getöteter Palästinenser, der für das ZDF als freier Mitarbeiter tätig war, wird von der IDF als Hamas-Mitglied bezeichnet. Liminski moniert, „dass irgendwo in der Wertschöpfungskette … ein Hamas-Terrorist vorkommt“ und fordert künftige verstärkte Sicherheitsprüfungen.
## Einordnung
Die Sendung wirkt wie ein Polit-Magazin mit klarem Fokus auf Sicherheitsperspektiven Israels und der USA. Palästinensische Stimmen fehlen ganz; die Hamas fungiert ausschließlich als „Terrororganisation“, ohne ihre innenpolitischen Befindlichkeiten oder Motive zu beleuchten. Dass die israelische Armee der einzige Beleg für die Hamas-Zugehörigkeit des ZDF-Mitarbeiters liefert, wird nicht hinterfragt; Kritik beschränkt sich darauf, „Vorsichtsmaßnahmen“ künftig zu verschärfen. Die Rede von „Bibb-sitting“ wird durch Haskels Selbstverständnis als souveräne Entscheidungsträgerin entkräftet, ohne dass etwaige Machtasymmetrien zwischen Washington und Jerusalem thematisiert würden. Insgesamt dominiert eine Frame, in dem Frieden primär durch militärischen Druck und Außenkontrolle erzwingbar erscheint; Friedensinitiaten ohne Waffengewalt bleiben ausgeblendet. Für Hörer:innen, die eine breit gefächerte Nahost-Analyse suchen, bietet die Episode daher nur begrenzte Tiefe.