In der Deutschlandfunk-Kultur-Reportage "Christian Schmidt-Heisch bekommt vergleichsweise früh Parkinson diagnostiziert, mit 37 Jahren" begleitet die Autorin Marie Hecht den heute 45-jährigen Chris durch einen typischen Alltag. Die zentralen Erkenntnisse: ### 1. Die Diagnose mit 37 sei zunächst wie ein Schock gewesen – "ich bin auch noch viel zu jung" – und die Ärzt:innen hätten ihn ohne weiterführende Hilfe nach Hause geschickt. ### 2. Die wöchentlichen Dancewell-Tanzstunden auf Kampnagel würden Chris ermöglichen, sich „frei von Parkinson, frei von Tabletten und frei vom Tremor“ zu bewegen; die Gruppe sei gemischt aus Betroffenen und Nicht-Betroffenen. ### 3. Seine Wahlfamilie – Ehemann Per, bester Freund Andre und dessen Mutter Rosa – treffe sich seit sechs Jahren jeden Sonntag zum gemeinsamen Kniffeln und Plane; Andre habe sogar sein Testament geändert, um Chris langfristig Sicherheit zu geben. ### 4. Nach anfänglicher Ablehnung habe Chris sich 2023 doch zur Tiefenhirnstimulation (THS) entschieden; seitdem nehme er keine Medikamente mehr und müsse lediglich alle drei bis vier Wochen die implantierte Batterie laden. ### 5. Als Reaktion auf die fehlende Unterstützung nach der Diagnose gründete Chris 2022 den Verein „Parkinson Paten“, in dem er anderen Betroffenen als Mentor zur Seite steht. ## Einordnung Die Reportage arbeitet mit klassischen Mitteln des Hörfunks: atmosphärische Geräuschkulissen, direkte Mitschnitte aus Tanzstunden und Küchengesprächen sowie ruhige Erzählerstimme. Die journalistische Leistung liegt darin, die Perspektive eines jungen Parkinson-Betroffenen ohne voyeuristischen Blick oder Mitleidsgeste zu eröffnen. Stattdessen wird ein komplexes Bild von Teilhabe, Selbstermächtigung und sozialer Absicherung gezeichnet. Kritisch anzumerken ist, dass medizinische Details zur THS oder zur Pharmakotherapie kaum hinterfragt werden; die Ärzt:innen bleiben stumme Instanzen. Gleichwohl gelingt es der Reportage, ein hegemoniales Bild von Parkinson als „Alterskrankheit“ zu irritieren und stattdessen Lebensperspektiven jenseits des Defizitdiskurses sichtbar zu machen. Die fehlende Expertise aus der Neurologie oder Sozialarbeit wird durch die starke subjektive Ebene kompensiert. Hörempfehlung: Wer wissen will, wie jemand mit einer chronischen Diagnose sein Leben neu erfindet und dabei Gemeinschaft stärkt, sollte diese empathische Reportage anhören.