Jonas Schaible analysiert in seinem Newsletter die rhetorische Figur des "wahren Kerns" als gefährliches Werkzeug zur Legitimierung von Propaganda. Anhand der Debatten um "Cancel Culture" und das Verhältnis von CDU zu AfD zeigt er auf, wie aus einzelnen Fakten verzerrte Narrative konstruiert werden. Schaible argumentiert, die Erzählung der "Cancel Culture" sei von Beginn an ein Machtinstrument der extremen Rechten gewesen. Ähnlich sei das Narrativ, die CDU bereite eine Koalition mit der AfD vor, im Kern falsch, auch wenn es beunruhigende Annäherungen gebe. Seine zentrale These ist, dass man statt nach einem "wahren Kern" in falschen Erzählungen zu suchen, bessere und präzisere alternative Erklärungen für die politische Wirklichkeit finden müsse. Die Analyse ist aus einer liberalen, auf analytische Klarheit bedachten Perspektive geschrieben. Sie geht von der Annahme aus, dass sich Narrative rational dekonstruieren lassen und politische Akteur:innen primär machtstrategisch handeln. Kritisch ließe sich einwenden, dass die Zurückweisung bestimmter Narrative die realen Gefahren, etwa die Normalisierung rechter Positionen durch die CDU, verharmlosen könnte. Der Text fördert eine nuancierte Debattenkultur und richtet sich an Leser:innen, die an einer Meta-Analyse politischer Kommunikation interessiert sind.