Studio Ett: Studio Ett 2025-10-27 kl. 22.12
Studio Ett liefert einen professionellen Überblick über aktuelle schwedische und europäische Debaten zu Klima, Sicherheit und Umwelt.
Studio Ett
33 min read4950 min audioStudio Ett ist das Hauptnachrichtenmagazin von Sveriges Radio und behandelt in dieser Livesendung mehrere aktuelle Themen: Die Umsetzung der europäischen Menschenrechte auf Klimaschutz durch ein historisches Urteil des EGMR, die Freilassung einer schwedischen Gefangenen in Iran, die wahrscheinlich mit dem Fall Hamid Noury verknüpft ist, die Problematik von Mikroplastik durch Granulat auf Kunstrasenplätzen und sicherheitspolitische Fragen im Kontext der schwedischen NATO-Mitgliedschaft. Die Diskussionen sind journalistisch professionell aufgearbeitet und bieten Expert:inneninterviews sowie unterschiedliche Perspektiven zu den Themen.
### Erstes historisches Klimaurteil des EGMR
Die erste Klimaklage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte hatte Erfolg: Die Schweiz verletze laut Gericht die Menschenrechte, weil ihre Klimapolitik unzureichend sei. Der Präzedenzfall betreffe alle 46 Europaratsmitglieder – darunter auch Schweden. Die Expertin Frida Nilsson betont: „Dies ist der erste Schritt, wo das Gericht feststellt, dass es ein Menschenrecht auf einen bestimmten Schutzlevel gegen Klimaveränderungen gibt.“
### Umgang mit Geiseldiplomatie
Eine inhaftierte Schwedin ist offenbar gegen den wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Schweden verurteilten Hamid Noury ausgetauscht worden – beide Regierungen schweigen. Der Iran nutze westliche Gefangene laut Korrespondent Robin Olin systematisch als Verhandlungsmasse: „Die iranische Regierung wollte, dass Hamid Noury freikommt … und versucht, diese Schweden als Verhandlungschips einzusetzen.“
### Mikroplastik durch Kunstrasen
Jährlich verlieren Kunstrasenplätze in Schweden rund 8.000 Tonnen Granulat, das als Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Die Naturvårdsverket fordert deshalb Hürden und bessere Säuberungsroutinen, wie Projektleiterin Eva Ståhl erklärt: „Wir möchten bessere Barrieren um diese Plätze, sodass man verhindert, dass Granulat sich verbreitet.“
### Totalverteidigung und Zivilbevölkerung
Vor der Verlegten Folk-och-försvar-Konferenz in Uppsala wird die Alltagsrelevanz des Totalverteidigungskonzepts betont. Lena Lindström vom Zivilverteidigungsverband mahnt: „Wir waren nicht bereit, als der Krieg kam … wir brauchen die Bürger, weil sie es sind, die da stehen, falls ein Krieg kommt.“
### Konflikt um geplante U-Bahn-Station
Stockholms Stadt will eine neue Tunnelbahn-Station nahe Slussen als zentralen Verkehrsknoten; die Region Stockholm favorisiert einen Standort im Neubaugebiet. Die Auseinandersetzung könnte Zeitplan und Kosten des Milliarden-Projekts beeinflussen.
## Einordnung
Die Sendung arbeitet durchweg seriös, faktengestützt und diversifiziert. Als öffentlich-rechtliches Magazin bietet sie Expert:innen-Perspektiven und hinterfragt offizielle Positionen, etwa die schweigende Haltung des Auswärtigen Amtes im Iran-Fall. Die Moderation vermeidet Spekulationen und kennzeichnet Unsicherheiten deutlich. Bemerkenswert ist, wie die Themen – Klimaklage, Geiseldiplomatie, Mikroplastik, Sicherheitspolitik – durch eine Menschenrechts- und Nachhaltigkeitslinie zusammenhängen: Die Rechte zukünftiger Generationen, die Würde Inhaftierter sowie ökologische Verantwortung stehen im Zentrum. Schwächen zeigt sich nur in der Tiefe: Die einzelnen Segmente bleiben aufgrund der Kürze der Beiträge eher oberflächlich, können aber als Einstieg dienen. Es fehlen Bürger:innen-Perspektiven zur Klimapolitik und zur Totalverteidigung; die Diskussion bleibt elitär zwischen Politik, Behörden und Wissenschaft. Insgesamt liefert Studio Ett einen soliden Überblick über aktuelle schwedische und europäische Debatten – mit journalistischem Anspruch und ohne Polarisierung.