Der "Internationale Frühschoppen" diskutiert mit Expert:innen, wie sich die US-Politik unter Donald Trump auf internationale Sicherheit und europäische Strategien auswirkt. Die Runde besteht aus Jessica Berlin (Politikberaterin), Wendeline von Bredow (The Economist), Konstantin Goldenzweig (Journalist) und Erik Kirschbaum (US-Korrespondent). Im Mittelpunkt steht die Einschätzung, dass Trumps Politik weder Neuanfang noch Wendepunkt sei, sondern konsequente Fortsetzung autoritärer Strategien. Die Gäste analysieren, wie Europa auf veränderte transatlantische Beziehungen reagiert und fordern mehr Eigenverantwortung und militärische Stärke. Dabei sprechen sie offen über Rechtsradikale, Meinungsfreiheit und die Gefahr autoritärer Entwicklungen. Die Diskussion zeigt eine klare Linie: Europa solle sich nicht länger ausschließlich auf die USA verlassen, müsse aber auch intern mehr für Verteidigung und Ukraine leisten. ### 1) Trump nutze Tragödien wie den Mord an Charlie Kirk gezielt zur Spaltung Jessica Berlin betont, Trump nutze den Mord an Charlie Kirk nicht zur Versöhnung, sondern als Katalysator für autoritäre Strategien. "Donald Trump und seine Verbündeten nutzen diesen Moment jetzt taktisch aus, um ihre politischen Gegner in eine Ecke zu treiben, um mehr Spaltung zu schaffen." Auch die US-Zensur von Kritikern wie Jimmy Kimmel und Stephen Colbert sei Teil dieser Strategie. ### 2) US-Politik zeige Parallelen zu frühen autoritären Entwicklungen in Russland Konstantin Goldenzweig sieht beunruhigende Ähnlichkeiten: "Das erste, was Jan Putin auf den Nerven ging, war nicht irgendein Oligarch, sondern eine Satireshow. Die verboten werden sollte." Er warnt vor Unterschätzung solcher Schritte, wie sie auch in den USA sichtbar würden, und fordert europäische Eigenständigkeit. ### 3) Europa solle aufhören, auf US-Sicherheitsgarantien zu warten Jessica Berlin plädiert für europäische Selbstständigkeit: "Wir müssen endlich erkennen, dass die Unberechenbarkeit eben konstant bleiben wird und wir müssen statt ständig und stets auf die USA zu schauen, wir müssen uns uns selbst kümmern." Auch militärische Reaktionen auf Luftverletzungen müssten eigenständig erfolgen. ### 4) Rechtsradikale in Europa würden von Russland und Trump-Umfeld finanziell gefördert Jessica Berlin warnt vor gezielter Unterstützung von Rechtsparteien: "Die Rechtsradikalen Parteien hier in Deutschland und auch sonst wo in Europa direkt von Russland, von China, von Saudi-Arabien unterstützt werden, mitfinanziert werden." Dies sei Teil systematischer Destabilisierungsversuche. ### 5) Mehrheitsgesellschaft unterschätze Ernst der Lage in der Ukraine Besonders deutlich wird Jessica Berlins Fazit: "Viele Leute verstehen selbst nach dreieinhalb Jahren den Ernst der Lage nicht." Sie erlebe in Gesprächen und Alltag eine gefährliche Friedenssehnsucht, die Strategien zur Abwehr russischer Aggression behindere. ## Einordnung Der Podcast liefert eine professionelle, journalistisch anspruchsvolle Diskussion mit klaren Positionen. Die Expert:innen nutzen differenzierte Argumente und sprechen Probleme offen an. Auffällig ist, dass fast ausschließlich westliche Perspektiven vertreten sind – russische oder Trump-nah Sichtweisen fehlen völlig. Die Diskussion zeigt eine nüchterne Analyse, ohne in Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen. Besonders scharf wird die Kritik an europäischem Aktionismus und deutscher Zögerlichkeit formuliert. Die Gäste nutzen klare Sprache und vermitteln eine Gefühl der Dringlichkeit, ohne in Panik zu verfallen. Der Moderator führt die Diskussion strukturiert und lässt unterschiedliche Positionen zu Wort kommen. Insgesamt ein informatives, wenn auch einseitig westlich geprägtes Format.