Echo der Zeit: Bundesrat reagiert enttäuscht, aber gelassen auf US-Zölle
Knallharte US-Zollankündigung zum 1. August: Die Schweiz steht vor einem wirtschaftlichen Schock, und «Echo der Zeit» analysiert die Lage kompakt und kritisch.
Echo der Zeit
33 min read2038 min audioDer Bundesrat reagiert enttäuscht, aber gelassen auf Trumps Ankündigung, Schweizer Importe mit 39 % zu belegen. Die Wirtschaftsverbände sprechen von einem Schock und befürchten zehntausende gefährdete Stellen, besonders in der Uhren- und Tech-Industrie. Die Schweiz habe bereits Investitionen von 150 Mrd. USD und landwirtschaftliche Konzessionen angeboten, doch Trump habe die vorläufige Einigung offenbar nicht mitgetragen. Die Bundesräte halten sich öffentlich optimistisch, verhandeln aber hektisch im Hintergrund. Linke Parteien fordern Gegenmaßnahmen wie F-35-Stopp oder Tech-Steuern, rechte und bürgerliche Kräfte setzen auf weitere Verhandlungen und Entlastungen für die Wirtschaft. US-Korrespondent Andrea Christen erklärt, Trump nutze Zölle als Druckmittel jenseits rein handelspolitischer Gründe und sei unberechenbar.
### Trump begründe die 39 % mit einem Handelsdefizit von 40 Mrd. USD
Trump argumentiere, die Schweiz exportiere weit mehr Pharmaprodukte und Luxuswaren, als sie US-Güter importiere. Dabei würden Dienstleistungen und Gold-Transit nicht mitgezählt.
### Die Schweiz habe kaum Druckmittel, aber Optionen wie WTO-Verfahren oder F-35-Abbruch
Bundeshausredaktor Andreas Stüdli erklärt, juristische Schritte seien aussichtslos, da die USA internationale Regeln aushebelten. Linke Parteien fordern Rüstungs- und Tech-Regulierungen, doch die Schweiz sitze am kürzeren Hebel.
### Die Verhandlungsstrategie des Bundesrats sei zu optimistisch gewesen
Die Regierung habe sich zu sehr auf eine gemeinsame Absichtserklärung verlassen, die Trump möglicherweise nie vorgelegen sei. Die Hoffnung, als zweites Land nach Großbritannien einen Deal zu bekommen, sei enttäuscht worden.
### Die US-Zölle könnten die Debatte um EU-Vertragspaket beeinflussen
Die Erfahrung mit den USA als unzuverlässigem Partner lasse die EU als verlässlicher erscheinen. Besonders bei FDP und Mitte könnte das Auswirkungen auf die noch offene Position zum EU-Rahmenabkommen haben.
## Einordnung
Die Sendung arbeitet klassisch aufklärend: Fakten, Expert:innen, Politiker:innen und Betroffene kommen nacheinander zu Wort. Die Moderation bleibt sachlich, stellt aber gezielt Nachfragen zur Glaubwürdigkeit der Bundesratsstrategie. Auffällig ist die fast symmetrische Verteilung der Redezeit zwischen Regierung, Wirtschaft und Parteien – eine breite Perspektive, die aber kaum kritische Stimmen aus der Zivilgesellschaft oder Gewerkschaften einbindet. Die Annahme, Schweizer Interessen seien durch mehr Investitionen in den USA zu wahren, wird nicht hinterfragt; ebenso bleibt offen, ob die Exportabhängigkeit selbst problematisch ist. Die Berichterstattung bleibt im klassischen Wirtschaftsframe: Wettbewerbsfähigkeit, Arbeitsplätze und Wachstum bestimmen die Deutungshoheit. Alternativen wie Nachhaltigkeit oder Reduktion von Exportabhängigkeiten tauchen nicht auf. Die Sendung liefert eine solide, aber eng gefasste Analyse – wer eine breitere Debatte sucht, muss woanders hin.