Aftenpodden: Ishita Barua har en løsning på helsekrisen
Norwegische Lifestyle-Podcast-Folge mit Gulasch aus Tech-Optimismus, Selbst-Optimierungsversprechen und Zukunftsmystik – ohne Gegenrede.
Aftenpodden
3290 min audioIn der norwegischen Podcast-Folge "Forfengelighetens pris" (zu Deutsch: "Der Preis der Eitelkeit") diskutiert der Journalist Lars Martin Gimse mit der KI-Forscherin und Ärztin Ishita Barua über die Potenziale künstlicher Intelligenz für Gesellschaft, Wirtschaft und persönliche Gesundheit. Barua, die mit 36 Jahren eine Goldmedaille des Königs für ihre Dissertation erhielt, wirbt für eine breite Anwendung von KI – etwa um Krebs früher zu erkennen, politische Entscheidungen zu simulieren oder individuelle Gesundheitsdaten zu hyperoptimieren. Dabei zeigt sich das Format als unterhaltendes Lifestyle-Gespräch mit hohem Zukunftsoptimismus und wenig kontroverser Gegenrede.
### 1. KI als universelles Rettungsinstrument
Barua beschreibt KI als Allzweckwaffe: "Det kan redde liv. Det kan redde økonomien vår. Det kan redde klimakrisen." ("Es kann Leben retten. Es kann unsere Wirtschaft retten. Es kann die Klimakrise retten.") Konkrete Belege oder mögliche Nebenwirkungen dieses Anspruchs bleiben aus.
### 2. Algorithmen besser als Radiolog:innen
Die Expertin behauptet, KI identifiziere Tumore auf MRT-Bildern präziser, schneller und kostengünstiger als menschliche Fachärzte, da sie Millionen Muster kenne. Kritische Fragen zur Validierung, Fehlerrate oder Änderung der Arbeitsrealität im Klinikalltag werden nicht gestellt.
### 3. Hyperoptimierung statt Wartelisten
Durch individualisierte Wearable-Daten und KI-Analyse könne jede Person ihre Gesundheit "hyperoptimieren" und so Wartezeiten überwinden. Die Gefahr von Überdiagnostik oder sozialer Ungleichheit durch teure Gadgets bleibt unerwähnt.
### 4. KI-gestützte Politikberatung
Politiker:innen könnten laut Barua Steuer- oder Umweltmodelle sofort simulieren und dadurch "bessere" kollektive Entscheidungen treffen. Die Machtfrage – wer die Algorithmen formuliert, welche Interessen einfließen und wie demokratische Debatten entstehen – wird ausgeblendet.
### 5. Nutzen statt Nachfragen
Am Ende plädiert die Gesprächspartnerin dafür, jungen Menschen Neugier statt Angst zu vermitteln. Die Rolle von Regulierung, ethischen Leitplanken oder der Abbau bestehender Machtungleichgewichte durch KI werden zwar angerissen, aber nicht vertieft.
## Einordnung
Die Episode wirkt wie ein durchweg affirmatives Zukunftsmagazin: Der Moderator stellt offene, teils oberflächliche Fragen, die Expertin antwortet mit enthusiastischem Tech-Optimismus. Kritische Aspekte – etwa Datenschutz, algorithmische Diskriminierung, Konzentration von Macht bei Tech-Konzernen oder gesundheitliche Risiken durch Selbst-Optimierungsdruck – werden entweder nur kurz benannt oder ganz ausgeblendet. Fehlende Gegenstimmen und ein fehlendes Fact-Checking (etwa zur tatsächlichen Überlegenheit von KI bei radiologischen Bildern) lassen den Anspruch eines aufgeklärten Gesprächs hinter einem Werbeprospekt für digitale Selbstverbesserung verschwinden. Die Perspektive derer, die an Warte-, Pflege- oder Prekariatskrisen leiden, bleibt ebenso unausgesprochen wie die Frage, wer von der „Optimierung“ profitiert und wer möglicherweise abgehängt wird. Insgesamt ein unterhaltsames, aber einseitig hagiografisches Format, das die komplexen gesellschaftlichen Folgen der KI eher beschönigt als durchleuchtet.