# Stahl aber herzlich: Therapiegespräch mit Mia über Beziehungsdynamiken und Selbstwert In dieser Folge des Psychotherapie-Podcasts "Stahl aber herzlich" führt Stefanie Stahl ein Einzelgespräch mit Mia, die zuvor gemeinsam mit ihrem Partner Max in einer früheren Episode zu Gast war. Mia möchte ihre eigenen Anteile an der Beziehungsdynamik mit Max verstehen, der sie in ihrer 17-jährigen Beziehung mehrfach betrogen hat. ### 1. Mias tiefe Glaubenssätze: "Ich bin nicht wichtig" und "Ich bin schuld" Während des Gesprächs würden fundamentale Glaubenssätze bei Mia identifiziert, die ihr Verhalten in Beziehungen prägten. Der zentrale Glaubenssatz "Ich bin nicht wichtig" stehe im Kern ihrer Beziehungsmuster. Stefanie Stahl betont: "Und das sitzt wohl extrem tief, dieses Gefühl." Mia beschreibt die körperliche Empfindung als "dieser Druck in der Brust und in der Magengegend. So zusammengepresst. [...] und auch einsam ein Stück weit, ja, unverstanden." ### 2. Kindheitserfahrungen als Ursprung der Glaubenssätze Mia würde im Gespräch erkennen, dass ihre Glaubenssätze aus frühen Kindheitserfahrungen stammten. Ihre Mutter habe ihr erzählt, dass die Schwangerschaft mit Mia ungewollt war. Mia erinnert sich: "Als ich 19 oder 20 war [...] hat sie mir mal erzählt, dass sie sehr, sehr unglücklich war, als sie mit mir wieder schwanger wurde und diese Schwangerschaft und das Baby auch nicht wollte." Dieses Wissen hätte für Mia eine Erklärung geboten: "Es war für mich eine Erklärung, warum ich so oft das Gefühl habe, ich bin die Unnötige." ### 3. Loyalitätskonflikt als Hindernis zur Heilung Ein zentrales Hindernis für Mias Heilungsprozess sei der Loyalitätskonflikt gegenüber ihrer Mutter. Stefanie Stahl erklärt: "Man muss sich aus der Loyalität der Eltern lösen, wenn man wirklich sein eigenes Leben führen will." Die Therapeutin betont: "Das Wichtigste ist das Anerkennen. Du kannst ja nicht auf nichts wütend sein, was gar nicht so in Wahrheit stattgefunden hat, sondern was ja in Wahrheit irgendwie auch deine Schuld ist." ### 4. Muster des Verzeihens in Beziehungen Mia würde erkennen, dass sich ihr Muster aus der Kindheit in ihrer Beziehung mit Max fortsetze. Sie beschreibt: "Und das ist eben genau der Teil [...] der auch diese Dinge sagt, wie ich bin immer die, die verzeiht. Das ist aber auch der Teil, der einfach glaubt, dass ich es nicht verdient habe." Stefanie Stahl erklärt dieses Muster mit dem Konzept der "intermittierenden Verstärkung", wodurch Beziehungen mit Höhen und Tiefen besonders schwer zu verlassen seien. ## Einordnung Die Podcast-Episode bietet einen tiefen Einblick in psychologische Prozesse der Selbsterkenntnis und zeigt exemplarisch, wie frühe Kindheitserfahrungen das Beziehungsverhalten im Erwachsenenalter prägen können. Besonders wertvoll ist die Darstellung des Loyalitätskonflikts, der verdeutlicht, wie schwer es sein kann, eigene Verletzungen anzuerkennen, wenn dies die Eltern in ein kritisches Licht rückt. Die Therapeutin arbeitet mit einem Ansatz, der die Anerkennung der eigenen Gefühle in den Vordergrund stellt, was eine wichtige Voraussetzung für den Heilungsprozess darstellt. Die Gesprächsführung ist dabei respektvoll und einfühlsam, gleichzeitig aber auch direkt in der Konfrontation mit schwierigen Erkenntnissen. Der therapeutische Prozess wird transparent und nachvollziehbar dargestellt. Bemerkenswert ist, wie das Gespräch die Verbindung zwischen individuellen psychologischen Prozessen und gesellschaftlichen Normen aufzeigt, etwa wenn es um den Umgang mit Gefühlen in den 1970er Jahren geht. Die Episode liefert wertvolle Einblicke für Menschen, die ähnliche Muster in ihren eigenen Beziehungen erkennen möchten, und bietet Ansätze für Veränderung. Dabei werden keine überzogenen Heilsversprechen gemacht, sondern realistische Schritte zur Selbstreflexion aufgezeigt.