FALTER Radio: Wie wollen Sie das Klima retten, Minister Totschnig? - #1448

Der FALTER begrüßt den neuen Klimaschutzminister Norbert Totschnig – ein Gespräch über Renaturierung, Wolf und die angeblichen Fehler seiner Vorgängerin Leonore Gewessler.

FALTER Radio
43 min read2245 min audio
Der FALTER-Podcast mit Raimund Löw begrüßt den neuen Klimaschutzminister Norbert Totschnig (ÖVP). Im Gespräch mit den FALTER-Redakteur:innen Jürgen Klatzer und Katharina Kropshofer erklärt der ehemalige Landwirtschaftsminister, wie er aus seiner Sicht die Klimaziele erreichen will – und warum er die frühere Grünen-Ministerin Leonore Gewessler für eine „konfrontative“ Politik verantwortlich macht. ### Totschnig habe mit der Ministerrolle nicht gerechnet Totschnig gebe zu, „nicht damit gerechnet“ zu haben, Klima- und Naturschutz zu übernehmen. Er sei froh über die neue Verantwortung und bringe durch seine Herkunft aus der Land- und Forstwirtschaft „viele Voraussetzungen“ mit. ### Renaturierungsverordnung sei „komplex“ und „mangelhaft“ finanziert Die EU-Renaturierungsverordnung, gegen die er als Landwirtschaftsminister noch Front gemacht habe, bleibe „sehr weit gefasst“. Es gebe keine klare Finanzierung und „sehr viele Parameter offen“. Die Umsetzung bis Herbst 2026 nennt er eine „enorme Herausforderung“. ### Klimagesetz solle „Motivation statt Verbote“ bieten Sein geplantes Klimagesetz verfolge drei Ziele: Emissionsreduktion, Klimaanpassung und Kreislaufwirtschaft. Statt „erhobenem Zeigefinger“ wolle er „grünes Wachstum“ und „Motivation zum Mitmachen“. ### Gewessler habe „Trauma“ hinterlassen Totschnig wirft der früheren Ministerin vor, durch „Zuspitzung“ und „Verbote“ eine „skeptische, negative Haltung“ zum Klimaschutz erzeugt zu haben. Dieses „Trauma“ gelte es zu überwinden, indem man über „positive Beispiele“ spreche. ### Wolfspopulation sei „nicht mehr vom Aussterben bedroht“ Die Herabstufung des Wolfsschutzes rechtfertigt der Minister mit einem europäischen Bestand von über 20.000 Tieren. Nur durch ein „Management der Tiere“ – also kontrollierte Abschüsse – lasse sich die „natürliche Scheu“ vor Mensch und Vieh erhalten. ## Einordnung Das Gespräch wirkt wie ein sorgfältig inszenierter Image-Transfer: Aus dem früheren Gegenspieler wird der moderate Sachwalter, der angeblich alle Seiten einbindet. Dass Totschnig seine eigene Rolle in den heftigen Konflikten um Renaturierung und Wolf kaum reflektiert, bleibt unbeanstandet. Die Interviewer:innen stellen zwar kritische Fragen, lassen aber viele Antworten unkontrolliert stehen – etwa wenn Totschnig die Finanzierung der Renaturierung bemängelt, ohne eigene Budgetzusagen zu machen. Auffällig ist die Strategie, wissenschaftliche Fakten selektiv zu nutzen: Die überproportionale Erhitzung Österreichs wird zwar benannt, aber nicht in konkrete, zusätzliche Maßnahmen übersetzt. Stattdessen dominiert die Botschaft, dass alles schon viel besser sei, als die „Medien“ berichten. Die fehlende Gegenrede zur These, Gewessler habe eine „negative Grundhaltung“ geschaffen, verstärkt den Eindruck eines eher parteipolitischen als journalistischen Formats. Hörwarnung: Wer eine kritische Auseinandersetzung mit der Klimapolitik der neuen Regierung erwartet, wird enttäuscht sein – die Sendung dient primär der Profilschärfung des Ministers.