Im klassischen 11KM-Format untersuchen Victoria Michalczak und Lena vom Stein den jahrzehntelangen Streit um das mecklenburgische Dorf Federow. Nach der Wende kauft ein westdeutscher Investor 1994 via Treuhand große Teile des Ortes – Gemeindehaus, Konsum, Kläranlage, Wohnhäuser – auf. Die Bewohner:innen fühlen sich „überra­scht und hilflos“; eine Bürgerinitiative um Marlies Schünemann versucht vergeblich, Kaufverträge rückgängig zu machen. Der Konflikt wird zur Symbol­schlacht „Ossi gegen Wessi“, in der Medien und Politik das Dorf zum Beispiel für ostdeutsche Enteignungsängste stilisieren. Der Investor scheitert letztlich an massiven Blockaden der Gemeinde, seine geplanten Touristenprojekte realisieren sich nicht. Die Episode endet mit dem Eindruck, dass der Westdeutsche zwar formal im Recht war, sozial jedoch die Mentalität des Dorfes missachtet habe. ### 1. Die Treuhand habe die Gemeinde vorsätzlich umgangen Der damalige Bürgermeister sagt, die Treuhand habe behauptet, „die Gemeinde habe kein Interesse gehabt“, obwohl sie „immer erreichbar“ gewesen sei. So habe man „keine Möglichkeit“ gehabt, „die Leute aufzuklären“. ### 2. Der Investor nutze die Rechtsunsicherheit gezielt aus Klaus Mittermeier erschien „mit einem Notar im Schlepptau“ und habe „von einem Tag auf den anderen Fakten geschaffen“. Die Gemeindevertreter hätten erkannt, „dass wir da keine Chance haben“. ### 3. Der Konflikt wurde zur Identitätsfrage hochstilisiert Die Dorfgemeinschaft sah sich „als Bürger zweiter Klasse“ und befürchtete, „die West-Leute kommen und kaufen uns alles weg“. Daraus entstand eine „aufgeheizte Stimmung“, in der Mittermeier zum „Bösewicht“ wurde. ### 4. Lokaler Widerstand verhinderte letztlich die Investorenpläne Die Bürgerinitiative blockierte Genehmigungen, „streute Gerüchte“ und legte dem Investor „Steine in den Weg“. Letztlich habe er „gegen den Widerstand … nicht durchsetzen können“. ## Einordnung Die Recherche überzeugt durch ausgiebige Zeitzeugeninterviews und klare Struktur, doch bleibt die Perspektive weitgehend auf das Dorf und seine Empfindungen beschränkt. Die Sprechenden – vor allem Marlies Schünemann und der ehemalige Bürgermeister – erzählen eindrücklich, doch kommen weder Treuhand-Vertreter:innen noch der Investor selbst zu Wort. So wird der strukturelle Machtverlust des Ostens nach 1990 zwar emotional nachvollziehbar, aber ohne juristische oder ökonomische Gegenrechnung dargestellt. Die Redaktion markiert rassistische Parolen der 1990er-Jahre deutlich als solche, gewährt ihnen aber Sendezeit, um „die damalige Situation abzubilden“. Insgesamt bleibt der Blick auf einzelne „raffgierige Wessis“ und hilflose „Ossis“ stereotyp; größere Zusammenhänge der Treuhandpolitik oder Alternativen zur Privatisierung werden kaum hinterfragt. Wer sich für hyperlokale Wende-Geschichten und soziale Folgen der Einheit interessiert, erhält einen emotionalen, aber nicht besonders analytischen Zugang.