Im Gespräch mit Wolfgang Heim erzählt Victor Schefé von seinem neuen Roman "Zwei, drei blaue Augen", in dem er seine Kindheit und Jugend in der DDR verarbeitet. Schefé wuchs in Rostock mit einer alleinerziehenden Mutter auf, die als Radiomoderatorin bekannt war und gleichzeitig für die Stasi spitzelte – auch gegen ihren eigenen Sohn. Bereits mit 15 Jahren wurde Schefé von der Staatssicherheit beobachtet, weil er homosexuell war, sich politisch äußerte und als Leistungssportler galt. Nach einem Verhör, bei dem ihm klar wurde, dass seine Mutter ihn verraten hatte, wollte er nur noch raus – mit 19 Jahren gelang ihm 1986 die Ausreise nach West-Berlin. Dort baute er sich ein neues Leben auf, wurde Schauspieler, arbeitete mit Steven Spielberg und Daniel Craig, spielte in zahlreichen Krimis den Bösewicht und überlebte eine schwere Krebserkrankung. Heute blickt er mit Gelassenheit zurück, sieht Deutschland als gutes Land, warnt aber davor, dass Freiheiten und queere Rechte wieder in Frage gestellt würden. ### Mutter spitzelte gegen eigenen Sohn Schefé schildert, dass seine Mutter ihn systematisch für die Stasi bespitzelt habe. „Die Mutter, eine bekannte Radiojournalistin der früheren DDR, hat den eigenen Sohn denunziert.“ Sie habe dies aus ideologischer Überzeugung getan, weil sie glaubte, ihrem Sohn damit helfen zu können. ### Stasi beobachtete jugendlichen Leistungssportler Die Behörde habe bereits mit 15 Jahren eine Akte über ihn angelegt. „Ich war 15, ich konnte meinen Mund nicht halten. Ich war schwul.“ Die Beobachtung sei systematisch erfolgt, weil er als Leistungssportler galt und das System ihn auf Linie bringen wollte. ### Ausreise mit 19 Jahren als Ausstieg aus DDR-System Nach Jahren der Beobachtung und eines zehnstündigen Verhörs habe er die Ausreisewahrscheinlichkeit nur erhalten, weil die Behörden ihn als „hoffnungslosen Fall“ eingestuft hätten. „Sie haben irgendwann wirklich die Waffen gestrichen.“ ### Karriere ohne Schauspielschule dank Talent und Stimme Schefé erklärt, dass er nie eine Schauspielausbildung erhalten habe. „Ich glaube, weil ich ein bisschen Talent war da.“ Seine Stimme sei ein „Geschenk“ und habe ihm Türen geöffnet, ohne dass er einen festen Plan verfolgt habe. ### Krebserkrankung prägt Lebenshaltung Eine schwere Erkrankung mit nur knapper Überlebenschance habe sein Leben verändert. „Seitdem ist Leben irgendwie jeder Tag ist Bonus.“ Diese Erfahrung mache ihn heute gelassener und dankbar für jeden Tag. ### Warnung vor Rückschritten bei queeren Rechten Schefé äußert Sorge über gesellschaftliche Entwicklungen: „Als queere(r) Mann, Dinge, von denen wir dachten, das haben wir jetzt unter Dach und Fach, werden wieder in Frage gestellt.“ Er appelliert, dass junge queere Menschen nicht erneut das erleben müssten, was frühere Generationen erlitten.