Bern einfach. Das Wichtigste zum Tag.: FDP-Austritte, Ständemehr, SVP-Hellebarden, SVP siegt im Jura, Netto-Null
Rechtsbürgerlicher Schweizer Politik-Podcast, der die EU als Bürokratie-Monster, die Bundesverwaltung als linkes Nest und Netto-Null als Illusion diskreditiert.
Bern einfach. Das Wichtigste zum Tag.
27 min read1597 min audioDer Podcast "Bern einfach" vom 20. Oktober 2025 diskutiert die innerparteilichen Folgen des Neins der FDP zum Ständemehr bei den bilateralen Verträgen. Dominik Feusi und Markus Somm berichten über drohende Austritte aus der FDP, insbesondere aus deren wirtschaftsnahen Kreisen, und kritisieren die mangelnde ideologische Klarheit der Partei. Sie werfen der FDP vor, sich von liberalen Grundwerten wie Föderalismus und Rechtsstaatlichkeit entfernt zu haben. Weitere Themen sind die SVP-Vernehmlassungsantwort, deren Umfang gelobt wird, und ein Seitenhieb auf angebliche Überregulierung durch EU-Bürokratie. Ein kurzer Blick auf Wahlergebnisse aus dem Jura und eine Kosten-Nutzen-Kritik am Klimaziel Netto-Null runden die Sendung ab.
### 1. FDP droht Mitgliederflut nach Nein zum Ständemehr
Laut Feusi hätte es nach der ablehnenden Haltung zur Pflege des Ständemechanismus "Usstritt haglet", insbesondere bei Unternehmer:innen. Treibende Kraft sei die Sorge, die Partei verlasse liberale Kernwerte wie Föderalismus und Rechtsstaatlichkeit. Der langjährige FDP-Präsident Alain Schwaller begründe seinen Austritt damit, die Partei habe „opportunistisch mitgmacht bi Links, Grün und Klimawälle“ anstatt „die eigene Idee“ zu vertreten.
### 2. Sprecher warnen vor Schwäche des "Rächtsfreisinn" in der Schweiz
Feusi und Somm positionieren sich gegen Parteiaustritte. Sie halten es für „wichtig, dass paar Rächt in dere Partei bliebed“, weil nur so eine bürgerliche Mehrheit im Land möglich sei. Konkret fehle eine liberale Alternative zur SVP, die in Deutschschweiz „nöd zum Ziel chunnt“, wenn sie sich zu grün-liberal positioniere.
### 3. SVP legt längste Vernehmlassungsantwort aller Zeiten ein
Die SVP habe eine 200-seitige Stellungnahme zu den Verträgen eingereicht, was Somm als Kontrast zur oberflächlichen Debatte in der FDP wertet. Die Dokumentation zeige detailliert, wie viele EU-Vorschriften (17 968 von 20 897 Seiten) in die Schweiz übernommen würden. Unklare Vertragsstellen würden laut Feusi „durch d’EU und nöch d’Schwiiz“ ausgelegt.
### 4. Bundeskanzlei verbietet Hellebarde – „humorfrei und Brüsselhörig"
Ein SVP-PR-Gag, eine historische Hellebarde ins Medienzentrum zu bringen, wurde von der Bundeskanzlei untersagt. Somm nutzt den Vorfall, um Kritik an einer „humorfreien“ Behördenkultur und an „Urs Boder, de Keimagent vor de Linke“ zu üben. Die Anekdote dient als Beleg für angeblich vorherrschende Anti-SVP-Stimmung in der Verwaltung.
### 5. Klimaziel Netto-Null als „technisch unmöglich" diskreditiert
Ein Gastbeitrag des Ökonomen Alex Reichmuth wird dahingehend zusammengefasst, dass die weltweite Klimaneutralität bis 2050 unrealistisch sei. Selbst bei maximalem Ausbau aller Technologien fehle die Zeit: „Me müesst jede Tag 485 Windrädli ufstelle“ oder „55 km² Solaranlage baue, au am Sunntig“. Atomkraft biete ebenfalls keine Rettung, da „jede Tag es neus AKW Göschge-Grössi“ nötig wäre.
## Einordnung
Die Sendung führt keine differenzierte Politikanalyse, sondern bedient ein klar rechtes Narrativ: Die EU wird als bürokratisches Monster diffamiert, die Bundesverwaltung als linker „Keimagent“ diffamiert, während die SVP als einzige Kraft für Selbstbestimmung und Sicherheit steht. Die Klimakrise wird mit grotesken Einzelzahlen lächerlich gemacht, statt wissenschaftliche Konsenslagen zugrunde zu legen. Statt Perspektiven aus Umweltverbänden, Verwaltungsfachleuten oder EU-Expert:innen einzuholen, zitieren die Sprecher fast ausschließlich eigene Meinungsartikel oder interne SVP-Dokumente. Die wiederholte Behauptung, nur ein „Rächtsfreisinn“ sichere Wahlerfolge, verschließt die Diskussion für sozialliberale oder grün-bürgerliche Strömungen und verengt damit die demokratische Debatte. Insgesamt transportiert der Podcast keine journalistische Distanz, sondern versteht sich offensiv als „grösster nicht-linker Podcast der Schweiz“ – mit aller daraus resultierenden Fragwürdigkeit.