Fritz Simon und Andreas Kollar diskutieren in Folge 7 des „Erkenntnistheoretischen Führerscheins“ das Konzept sozialer Systeme. Ausgangspunkt ist eine Analogie zum Straßenverkehr: Blinker sind nur im Kontext verständlich, Kommunikation entsteht durch erwartete Erwartung. Danach entfalten sie die These, dass sich soziale Systeme nicht um Menschen, sondern um Problemdefinitionen bilden – Familien, Organisationen oder Kulte wie „Regentänze" sind „problem-determined systems". Lösungen schaffen neue Probleme: Versiegt das Ausgangsproblem, sucht das System nach Ersatz (z. B. ehemalige Tuberkulose- werden zu Psychosomatik-Kliniken). Psychische Gesundheit entspricht „polykontexturaler Kompetenz": Wer sich in unterschiedlichen Regelkontexten (Familie, Job, fremde Kulturen) situationsgerecht verhält, fällt nicht auf. Als Beleg erzählt Simon von einem Gruppendynamik-Experiment „Außenseiter-Training": Teilnehmer:innen störten fremde Gruppen, um Ausgrenzung bewusst zu erleben. Die Komplexität werde handhabbar, wenn man statt Individuen „Spielregeln" beobachte. Kritisch bleibt, dass viele Behauptungen (z. B. zur russischen Rüstung, deutschen Psychosomatik) anekdotisch bleiben, aber als Denkanstöße funktionieren.