Daniel Byman, Foreign Policy Editor von Lawfare, spricht mit der ehemaligen CIA-Afrika-Analystin Holly Berkley Fletcher über den Militärputsch in Madagaskar und den Tod des kenianischen Oppositionsführers Raila Odinga. Sie erklärt, dass der Putsch von einer Eliteeinheit innerhalb weniger Wochen erfolgte, nachdem jugendliche Proteste gegen Strom- und Wasserausfälle eskaliert seien. Die Machtübernahme sei zwar verfassungswidrig, aber von vielen Menschen begrüßt worden, da Präsident Ratsiraka als korrupt und autokratisch gelte. Für die Zukunft erhofft sie eine von jungen Menschen getragene Demokratisierung, befürchtet aber auch weiteren Autoritarismus. Zum Tod Odingas erinnert sie an seine zentrale Rolle bei der kenianischen Verfassungsreform 2010 und sieht nun eine Chance für eine neue politische Generation.### Die Machtübernahme in Madagaskar sei in nur wenigen Wochen erfolgt, nachdem jugendliche Proteste gegen prekäre Lebensbedingungen eskaliert seien. Fletcher erklärt: "It started September 25th with the beginning of youth-led online organized protests [...] protesting the economic situation, very high unemployment, very high poverty, and then most immediately water and power cuts."### Madagakar habe seit der Unabhängigkeit bereits vier Militärputsche erlebt, da staatliche Institutionen schwach seien und die Armee sich als kompetenteste Kraft etabliert habe. Dies sei ein typisches Muster in afrikanischen Staaten mit prekären Demokratien.### Präsident Ratsiraka habe die Unterstützung der Streitkräfte verloren, weil er als korrupt, autokratisch und inkompetent gelte. Fletcher konstatiert: "He's seen as very corrupt [...] His political support evaporated. His supporters in parliament pretty much dissolved when all of this started."### Die internationale Gemeinschaft habe im Vergleich zu früheren Krisen nur begrenzten Einfluss, da Länder wie China, die VAE oder Russland bereit seien, die neue Führung zu unterstützen. Sanktionen oder Mitgliederausschlüsse in der Afrikanischen Union wirkten kaum noch.### Der Tod von Raila Odinga markiere das Ende einer politischen Ära in Kenia. Fletcher beschreibt ihn als "architect of opposition politics" und Mitverantwortlicher für die liberale Verfassung von 2010, bemängelt aber dessen späte Verschachtelung in Elitengeflechte.### Die gegenwärtigen Jugendproteste in Kenia und Madagaskar deuteten auf eine neue generationenübergreifende Solidarität hin, die sich über ethnische Grenzen hinweg auf wirtschaftliche Gerechtigkeit konzentriere. Dies könne eine Chance für demokratische Erneuerung sein, solange Eliten nicht mit Repression reagierten.## EinordnungDie Episode zeigt, wie professionelle Sicherheitsexpert:innen komplexe politische Umbrüche einordnen. Fletcher gelingt es, die Ereignisse in Madagaskar und Kenia in historische Kontexte zu setzen, ohne dabei auf vereinfachende Klischees zurückzugreifen. Besonders herauszuheben ist ihre Fähigkeit, die Perspektiven junger Protestierender sichtbar zu machen und deren potenzielle demokratische Impulse zu analysieren. Gleichzeitig bleibt die Diskussion auf westliche Sicherheitsinteressen fokussiert – eine strukturelle Begrenztheit, die im Format des Lawfare Podcast eingebettet ist. Die Expertin bemüht sich um Nuancen, etwa wenn sie betont, dass Militärputsche zwar verfassungswidrig sein können, aber auch auf breite gesellschaftliche Unterstützung stoßen. Die Auslassung von lokalen zivilgesellschaftlichen Stimmen ist angesichts des professionellen Anspruchs des Formats jedoch programm.