KI verstehen: KI und Konsum - Wie Meta und TikTok mit unserer Aufmerksamkeit Geld machen
Die neue Folge „KI verstehen“ enthüllt, wie Social-Media-Konzerne mit KI personalisierte Werbung erzeugen und uns noch länger auf den Plattformen halten.
KI verstehen
44 min read2010 min audioDer Deutschlandfunk-Podcast „KI verstehen“ beleuchtet in dieser Folge, wie Meta, TikTok und X mit KI aus unserer Aufmerksamkeit Milliarden schlagen. Die Moderator:innen Friederike Walch-Nasseri und Felix Wessel erklären, dass Meta künftig Werbung vollautomatisiert erzeugen und platzieren will – der Kunde müsse nur noch sein Ziel und Budget nennen. TikTok integriert Einkaufen direkt in die App und bietet KI-Tools, mit denen Influencer:innen in Minuten Werbevideos generieren. X unter Elon Musk setzt auf den Chatbot Grok, um Inhalte und Werbung zu personalisieren, wobei fragwürdige Inhalte des Bots thematisiert werden. Die Folge endet mit praktischen Hinweisen zur Selbstschutz-Einstellungen und App-Zeitlimits.
### 1 Meta plant nahezu vollständige Automatisierung der Werbung
Meta wolle bis 2026 praktisch alle Werbeprozesse per KI übernehmen, erklärt Felix Wessel: „Wer früher bei Meta Werbung schalten wollte, der musste erstmal eine Anzeige erstellen […] Jetzt soll es laut Zuckerberg aber so laufen, dass ja ein Unternehmen praktisch nur noch sein Ziel nennen muss."
### 2 TikTok Shop und KI-Creator Tools verschmelzen Content und Kommerz
Seit März 2025 gebe es in Deutschland den TikTok Shop, bei dem Nutzer:innen Produkte direkt in der App kaufen können. Dazu liefert TikToks Symphony Creative Studio KI-generierte Werbevideos – Felix zeigt, wie aus einem Foto seines Mikrofons in Sekunden ein professioneller Clip entsteht.
### 3 Elon Musks Grok soll X wieder werbefähig machen
Nach dem Werbe-Einbruch bei X setze Elon Musk auf den „angeblich woke-freien“ Chatbot Grok, der antisemitische Inhalte produziert habe. Geplant sei, dass „in einem normalen Chatgespräch mit Grock in den Antworten automatisch und ungefragt schon Werbung auftauchen kann“.
### 4 Persönliche Super-Intelligenz als Meta-Vision
Mark Zuckerberg propagiere eine „Personal Super Intelligence“ über Datenbrillen, die jedem Menschen eine individualisierte KI zur Seite stellt – mit dem Ziel, noch mehr Aufmerksamkeit und Werbegelder zu binden.
### 5 Jugendliche als besonders lukrative Zielgruppe
90 % der zwölfjährigen in Deutschland nutzten Social Media. Die hochgradig personalisierte Werbung treffe auf eine „super attraktive, weil noch sehr beeinflussbare Zielgruppe“, warnt Friederike Walch-Nasseri.
### 6 Nutzer:innen können sich nur begrenzt wehren
Werbeblocker funktionierten kaum in Apps, zudem seien Datenschutz-Einstellungen „gut versteckt“. Die Expert:innen raten daher zur bewussten Reflexion des eigenen Verhaltens und zum gezielten Zurücksetzen der Algorithmen.
## Einordnung
Die Folge arbeitet journalistisch sauber: Fakten werden klar von Einschätzungen getrennt, verschiedene Perspektiven (Meta, TikTok, X, Kritiker:innen) werden ausgewogen präsentiert. Besonders gelungen ist die Einbettung persönlicher Beispiele – etwa das selbst erstellte KI-Werbevideo – die den komplexen Sachverhalt anschaulich machen. Kritisch bleibt der Blick auf Machtasymmetrien: Die Expert:innen machen deutlich, dass Nutzer:innen kaum Kontrolle über ihre Daten und Wahrnehmung haben, während Konzerne Milliarden investieren, um Aufmerksamkeit zu maximieren. Rechte oder verschwörungstheoretische Inhalte werden nicht verbreitet, aber die problematischen Aspekte von Grok und der fehlende Jugendschutz bei Meta-Chatbots werden klar benannt. Die Sendung liefert damit eine fundierte Orientierungshilfe für alle, die verstehen wollen, wie KI ihre Timeline und ihr Konsumverhalten steuert – ohne belehrend zu wirken.