Table Today: Startet jetzt das neue Space Race?
Table Today spricht mit Isar-Aerospace-Chef Daniel Metzler über Europas Kampf um Unabhängigkeit im All – zwischen Raketen-Startups, US-Investoren und strategischer Autonomie.
Table Today
34 min read1879 min audioIm Podcast "CEO Edition" von Table Today sprechen Alex Hofmann und Alex Wiedmann mit Daniel Metzler, CEO von Isar Aerospace, über die Zukunft der europäischen Raumfahrt. Isar Aerospace gilt als eine der größten Hoffnungen Deutschlands, europäische Unabhängigkeit im Weltraum zu erreichen. Trotz eines fehlgeschlagenen ersten Raketenstarts im März sieht Metzler den zweiten Start als entscheidenden Qualifikationsflug mit Nutzlast. Das Unternehmen setzt auf kostengünstige Serienproduktion mittels 3D-Druck und Automatisierung. Kritisch bleibt, dass Europa derzeit kaum eigene Startmöglichkeiten hat und stark von SpaceX abhängt. Die Diskussion zeigt Spannungen zwischen ökonomischen Interessen, strategischer Souveränität und der Frage, ob es klug ist, in ein noch unbewiesenes Unternehmen zu investieren.
### Isar Aerospace produziert Raketen in Serie – auch ohne erfolgreichen Orbitstart
Metzler behauptet, als einziges Unternehmen außerhalb der USA in der Lage zu sein, Raketen automatisiert in Serie zu produzieren. "Wir können z.B. Raketentriebwerke in Serie produzieren bereits." Obwohl noch keine Rakete erfolgreich den Orbit erreicht habe, sei man bereits für vier Jahre ausgebucht.
### Europas Raumfahrt soll unabhängig von den USA werden
Die strategische Bedeutung eines europäischen Launch-Angebots wird betont: "Ohne Zugang zum Weltall spielt man überhaupt nicht mit in der gesamten Weltraumökonomie." Metzler fordert, dass Europa nicht länger von US-Technologie abhängig sein sollte.
### Amerikanische Investoren sichern deutsche Raumfahrt
Trotz Sorgen um Technologietransfer rechtfertigt Metzler US-Investitionen: "Amerikanische Investoren investieren heute bereits mehr in deutsche Unternehmen als deutsche Investoren." Ohne sie gebe es zu wenig Kapital für Deep-Tech-Projekte.
### Wiederverwertbarkeit ist kein Entwicklungsschwerpunkt
Isar Aerospace setzt nicht auf wiederverwendbare Raketen wie SpaceX, sondern auf günstige Massenproduktion. Die Wiederverwertbarkeit könne später hinzugefügt werden – Serienproduktion müsse von Anfang an geplant sein.
### Militärische und zivile Nutzung sind kaum trennbar
Satelliten seien per Definition "Dual-Use"-Technologien. Ein Infrarotsensor könne sowohl Raketenstarts erkennen als auch Landwirten helfen, Ernten zu optimieren. Militärische Aufträge aus NATO-Staaten seien willkommen.
### Ohne politischen Willen bleibt Europa Außenseiter
Metzler mahnt: "Was man aber nicht erwarten kann, ist, dass man mit einem Kreisliga-Budget in der Bundesliga spielt." Es brauche mehr staatliche Unterstützung und klare Beschaffungsstrategien statt Fördergelder ohne Leistungsdruck.
## Einordnung
Der Podcast bietet Einblicke in ein zentrales Zukunftsthema – doch er bleibt in der kritischen Durchleuchtung blass. Die Interviewer stellen berechtigte Fragen zur Marktreife, Technologie und Abhängigkeit, lassen jedoch viele Antworten unhinterfragt. Die Behauptung, bereits für Jahre ausgebucht zu sein, obwohl keine Rakete erfolgreich geflogen ist, wird nicht konfrontativ hinterfragt. Auch die prekäre Finanzsituation vieler Space-Start-ups oder die Risiken einer massiven Industriepolitik bleiben unerwähnt. Stattdessen dominiert ein Techno-Optimismus, der an Silicon-Storytelling erinnert: „Einfach mal machen“ als Rezept gegen strukturelle Probleme. Die politische Dimension – etwa die Frage, ob militärische Souveränität mit privaten Investoren vereinbar ist – wird eher affirmativ abgehandelt. Der Fokus auf Wirtschaftspotenzial und „Made in Germany“ verdrängt kontroverse Aspekte wie Kosten, Scheiterrisiken oder ethische Fragen der Rüstungsförderung. Ein differenzierter Blick auf internationale Wettbewerber oder alternative Strategien zur Reduzierung von Weltraum-Müll fehlt völlig.