Schweizerzeit im Kontrafunk: Schweizerzeit: Die Schweizer Regierung setzt beim elektronischen Patientendossier Druck auf
Ein einseitiges Plädoyer gegen die elektronische Patientenakte – mit Orwell-Parolen und EU-Kritik.
Schweizerzeit im Kontrafunk
55 min read3086 min audioDer Podcast "Schweizerzeit" diskutiert mit SVP-Nationalrat Thomas Döt über die geplante Pflicht zur elektronischen Patientenakte (EPD) in der Schweiz. Döt kritisiert das System als ineffizient, datenschutzbedenklich und staatlich erzwungen. Er warnt vor einem zentralistischen Überwachungsstaat, vergleicht die Entwicklung mit George Orwells "1984" und fordert stattdessen individuelle Freiheit und Selbstbestimmung. Die Sendung vermischt Gesundheitspolitik mit digitalen Freiheitsrechten, EU-Kritik und teils verschwörungstheoretischen Untertönen.
### Die Akzeptanz des EPD sei extrem gering
Döt betont: "Weil kein Nutzen dem Aufwand gegenüber steht, den man hat, wenn man sich diesem System anschließen will." Er habe selbst ein EPD eingerichtet, aber keine Ärzt:innen würden es nutzen – weder wollen noch könnten sie. Die Nutzer:innenzahl stagniere bei 1,3 %.
### Die geplante Pflicht sei ein Akt der Bevormundung
Die Revision des Gesetzes sehe vor, dass künftig alle Bürger:innen automatisch ein EPD erhalten – es sei denn, sie widersprechen aktiv. Döt nennt das "Bevormundung" und "Nötigung": "Wenn ihr nicht willig seid, dann brauchen wir Gewalt."
### Datenschutz und Sicherheit seien unzureichend geregelt
Die Daten würden von kleinen, oft unerfahrenen Vereinen verwaltet. Döt zweifelt: "Ich glaube nicht, dass die Bevölkerung [...] glaubt, dass diese Datensicherheit so gewährleistet wäre." Auch sei die E-ID Voraussetzung – ein System, das 2021 abgelehnt wurde.
### Die Ärzteschaft habe eigene Interessen
Ärzt:innen würden das System ablehnen, weil sie befürchten, durch Datenanalysen ihre Qualität offengelegt zu bekommen. Döt: "Das ist vielleicht der erste gibt, die wirklich aus Berufung Arzt sind und erste gibt, die gerne gut verdienen."
### Es gehe um mehr als Gesundheitsdaten
Döt setzt das Thema in einen größeren Rahmen: Digitalisierung, E-ID, Bargeldabschaffung, WHO-Abkommen und EU-Regelungen würden zur "gläsernen Bürger:innen"-Gesellschaft führen. Er ruft zum Widerstand auf: "Widerstand ist Pflicht."
## Einordnung
Die Sendung wirkt wie ein politisches Pamphlet, nicht wie ein journalistisches Interview. Moderatorin Corina Zigerli stellt kaum kritische Nachfragen, bestätigt stattdessen oft die Thesen des Gastes. Es fehlen Gegenpositionen – etwa von Datenschützer:innen, IT-Expert:innen oder Befürworter:innen des EPD. Stattdessen wird ein breiter Konsens konstruiert, der staatliche Digitalisierung als Gefahr und EU-Kritik als Pflicht verkauft. Die Verwendung von Begriffen wie „Bevormundung“, „Nötigung“ und der Verweis auf Orwells „1984“ verstärken den Eindruck einer gezielten Angstmache. Die Mischung aus berechtigter Kritik an technischen Mängeln und verschwörungstheoretischen Untertönen macht die Sendung problematisch. Wer eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema sucht, wird hier nicht fündig.
Hörwarnung: Wer sachliche Informationen zum EPD sucht, wird hier mit parteipolitischer Agenda und apokalyptischen Warnungen konfrontiert.