Bern einfach. Das Wichtigste zum Tag.: Jubilar Christoph Blocher, Sonderfall Schweiz, das Problem der FDP, Ständemehr
Ein einseitiges Porträt von Christoph Blocher als prinzipientreuer Retter des Schweizer Sonderfalls mit scharfer Kritik an der FDP.
Bern einfach. Das Wichtigste zum Tag.
22 min read1422 min audioDer Podcast "Das ist Bern" mit Dominik Feusi und Markus Somm widmet sich in dieser Folge ganz dem 85. Geburtstag von Christoph Blocher. Die beiden Gastgeber diskutieren intensiv dessen politische Bedeutung und die von ihm geprägten Prinzipien. Sie betrachten Blocher nicht nur als prinzipientreuen Politiker, sondern auch als Retter des Schweizer Sonderfalls. Die Diskussion reicht von seinen Anfängen in der Zürcher FDP bis zur EWR-Abstimmung und den aktuellen Herausforderungen durch den Rahmenvertrag mit der EU. Die beiden Moderatoren positionieren sich klar als Sympathisanten von Blochers Politik und kritisieren die heutige FDP scharf für deren mangelnde Prinzipientreue.
### Blocher als prinzipientreuer Politiker im Vergleich zu anderen
Feusi und Somm betonen, dass Blocher sich durch konsequente Prinzipientreue auszeichne. "Er ist ein Politiker, wo mit Prinzipie funktioniert", sagt Somm. Im Gegensatz zu vielen anderen Politiker:innen, die auf Wahlerfolg schielten, habe Blocher immer dieselben Überzeugungen vertreten. Diese Prinzipientreue habe ihm letztlich auch den Erfolg gebracht und die SVP zum Aufstieg verholfen. Als Beispiele für vergleichbare Politiker:innen werden Margaret Thatcher und Ronald Reagan genannt, die ebenfalls gelernt hätten, aber später ihren Prinzipien treu geblieben seien.
### Die historische Bedeutung des EWR-Nein 1992
Die Abstimmung gegen den EWR-Beitritt wird als zentrales historisches Vermächtnis Blochers gewertet. Somm ist überzeugt: "Insbesondere der Sieg bei der EWR Abstimmung. Ich meine, wir wäre Mitglied im EWR, muss es einfach so sagen, die ganze Europafrage würde sich anders präsentieren." Ohne diesen Sieg hätte die Schweiz "noch viel mehr im EU-Sumpf" gedröhnt. Die Abstimmung habe die DNA des Landes gerettet und die Vorstellung vom Sonderfall am Leben erhalten. Die EWR-Gegner:innen hätten damals genau gewusst, dass Blocher recht habe, auch wenn sie das nicht öffentlich zugeben wollten.
### Die FDP als weichsinnige Partei ohne DNA
Die heutige FDP erntet scharfe Kritik. Sie habe ihre DNA verloren und kenne den Sonderfall nicht mehr. Feusi fordert: "FDP muss ins Blocher Seminar. Dann FDP sich sehr sehr schnell erhole." Die Partei sei deshalb in den letzten 30 Jahren halbiert worden, weil sie die DNA des Landes nicht mehr kenne. Besonders kritisiert wird, dass die FDP beim Rahmenvertrag mit der EU nur oberflächliche Argumente bringe und sich nicht klar gegen die Selbstbestimmungsabgabe positioniere. Die Delegierten der FDP würden sich widersprechen, wenn sie 1992 gegen den EWR stimmten, heute aber für den Rahmenvertrag seien.
### Die Rettung des Schweizer Sonderfalls durch Blocher
Blocher wird als Retter des Schweizer Sonderfalls gefeiert. Er habe nicht nur 30% der Bevölkerung organisiert, sondern auch das Überleben der Vorstellung vom Sonderfall gesichert. Feusi meint: "Er hät die DNA von der Schwiz gerettet." Die heutigen Spaltungen in der bürgerlichen Mitte würden genau an diesem Punkt entstehen. Wer sich gegen die Sonderfall-Mythologie stelle, habe auf der bürgerlichen Seite völlig verloren. Die Republikanische Tradition des Landes sei so stark, dass der Rahmenvertrag sich sehr schwer tun werde.
### Die Rolle der Kantone beim Souveränitätsverlust
Die Diskussion über den Rahmenvertrag führt zu einer Analyse der kantonalen Positionen. Nur vier Kantone - Schwyz, Uri, Nidwalden und Obwalden - hätten klar Position gegen den Vertrag bezogen. Diese Kantone würden durch ihre historische Tradition genau die DNA des Sonderfalls vertreten. Feusi kritisiert, dass die Kantone sich zu wenig gegen die Souveränitätsabgabe wehrten. Die EU-Recht-Übernahme würde bedeuten, dass sich die Kantone künftig nicht nur an Bundesrecht, sondern auch an EU-Recht halten müssten. Die kantonalen Regierungen würden dies nicht erkennen und sich zu sehr auf Disposition stellen.
## Einordnung
Die Episode zeigt sich als einseitige Lobeshymne auf Christoph Blocher, bei der kritische Distanz vollständig fehlt. Die Moderatoren betreiben keine journalistische Analyse, sondern eine klare Parteinahme. Sie reproduzieren dabei das Selbstbild der SVP als einzige Verteidigerin des Schweizer Sonderfalls und konstruieren eine unhistorische Gegenüberstellung zwischen den prinzipientreuen Rechten und den opportunistischen Mittelparteien. Die Argumentation basiert auf unausgesprochenen Annahmen wie der Existenz einer natürlichen Schweizer DNA und der Unvereinbarkeit von europäischer Integration mit schweizerischem Selbstverständnis. Alternative Perspektiven auf Blochers Politik - etwa seine Umstrittenheit in der Gesellschaft oder die Polarisierungswirkung seiner Rhetorik - werden ausgeblendet. Der Podcast positioniert sich damit klar im rechten Spektrum des Schweizer Medienspektrums und bestätigt seine Selbstbeschreibung als "grösster nicht-linke Podcast der Schweiz". Die mangelnde Distanz zur eigenen politischen Position und die Abwesenheit anderer Stimmen macht die Sendung zu einem Beispiel für einseitige politische Kommunikation statt kritischem Journalismus.