The Ezra Klein Show: The Book That Explains JD Vance's Worldview
Ein Gespräch mit Yoram Hazony über die geistigen Grundlagen des Nationalkonservatismus und die Frage, ob ethnische Homogenität stärker ist als demokratische Inklusion.
The Ezra Klein Show
70 min read4731 min audioEzra Klein interviewt Yoram Hazony, den israelischen Theoretiker hinter "The Virtue of Nationalism", um die geistigen Grundlagen von JD Vances Rede über eine „zu weite“ amerikanische Identität zu entschlüsseln. Hazony erklärt, dass Nationen auf „gegenseitiger Loyalität“ von Familie über Stamm zur Nation beruhen und warnt, die USA könnten zu einem „lebenslosen Monstrum“ wie Syrien werden, wenn diese Bindung durch multikulturelle Erzählungen ersetzt werde. Er verteidigt eine Obergrenze von 15 % Einwanderern, um „Kohäsion“ zu wahren, und sieht die Trump-Administration als Versuch, ein „dominantes Zentrum“ wiederherzustellen. Klein kontert mit Beispielen wie Kalifornien und Texas, die trotz hoher Diversität funktionieren, und hinterfragt, warum eine Bewegung, die sich gegen „Illiberalismus“ wende, selbst so stark auf Staatsmacht setze.
### Nationale Identität beruhe auf Blutsbanden, nicht auf Ideen
Hazony argumentiert, dass amerikanische Identität nicht durch Bekenntnis zur Verfassung, sondern durch „wer deine Eltern sind und woher sie kamen“ definiert werde. Als Belege führt er an: „Amerika war ursprünglich zu 95 % angelsächsisch-protestantisch“ und „diejenigen, deren Vorfäter im Bürgerkrieg kämpften, hätten viel mehr Anspruch auf Amerika als diejenigen, die ihnen das absprechen“.
### Multikulturelle Gesellschaften seien „lebenslose Monstren“
Er warnt davor, dass Länder wie Syrien, Irak und Libanon zwar Flagge und Hymne erhielten, aber nie echte Nationen gewesen seien: „Sie waren niemals Nationen und sind es auch heute nicht“. Die Gefahr bestehe, dass die USA denselben Weg gehen könnten, wenn keine „dominante Kultur“ mehr existiere.
### 15 % Einwanderungsanteil sei die absolute Obergrenze
Hazony nennt 15 % Ausländeranteil als „Maximum, das das Land verkraften kann, bevor es buchstäblich auseinanderbricht“. Die restriktive Einwanderungspolitik der Trump-Administration sei daher „eine Reaktion auf 60 Jahre missbräuchlicher Einwanderung“.
### Nationalkonservatismus grenze sich klar vom „rassistischen“ rechten Rand ab
Trotz wiederholter Nachfragen Klein’s bestreitet Hazony, dass sich die Bewegung Rassisten öffne. Als Beleg verweist er darauf, die Konferenzreihe „NatCon“ habe die rechtsextreme Publikation V-Dare ausgeladen: „Wir laden keine Rassisten ein, deren Plattform rassistisch ist“.
### Trump-Administration wolle mit Staatsmacht Toleranz wiederherstellen
Hazony rechtfertigt harte Maßnahmen als notwendig, um ein „starkes Zentrum“ zu errichten: „Sie nutzen die Macht des Staates auf intolerante Weise, um das Zentrum wiederaufzubauen, damit wir wieder tolerant sein können“. Dies sei eine Reaktion auf eine „neo-marxistische“ Linke, die liberale Institutionen unterwandert habe.
## Einordnung
Die Sendung führt kein kritisches Hinterfragen von Hazony’s Thesen. Klein stellt zwar konträre Beispiele wie Kalifornien, doch lässt er stehen, dass „Blut und Boden“ für NatCons kein Begriff sei – obwohl genau diese Rhetorik in Vances Rede durchscheint. Die Trennlinie zur offenen Rechten wird beschönigt: Fuentes wird als „kleine Randfigur“ abgetan, obwohl Trump ihn einlud. Die implizite These, dass Menschen mit Migrationshintergrund oder progressiven Ansichten zu „Bürgern zweiter Klasse“ würden, bleibt unchallenged. Die Folge dient damit eher als Plattform denn als kritische Auseinandersetzung mit einem Gedankengut, das ethnische Homogenität über demokratische Inklusion stellt. Hörwarnung: Wer eine fundierte Auseinandersetzung mit rechten Ideologien erwartet, wird hier enttäuscht.