Der Guardian-Podcast „Politics Weekly“ diskutiert Großbritanniens Anerkennung Palästinas als Staat, interne Querelen bei Jeremy Corbyns neuer linken Partei und die Strategie der Liberal Democrats. Pippa Crerar und Kiran Stacey analysieren die Motive der Labour-Regierung, die symbolische Geste mit internationalen Allianzen und innenpolitischem Druck zu erklären. Die Anerkennung Palästinas sei laut Crerar „lange überfällig“, habe aber kaum konkrete Auswirkungen. Stacey betont, Premierminister Kima habe internen Parteidruck und die UN-Generalversammlung als Zeitpunkt genutzt. Beide sehen die Geste als Versuch, Stimmen links der Labour zurückzugewinnen, obwohl viele Wähler:innen weitere Sanktionen gegen Israel fordern. ### 1. Großbritannien erkennt Palästina an – fast 150 Staaten folgen Die UK-Regierung erkennt Palästina als Staat, parallel zu Kanada und Australien. Stacey: „It really means a lot to people who have waited a long time for exactly this day.“ Die Entscheidung kommt vor der UN-Vollversammlung, auf die sich etwa 150 Länder abstimmen. ### 2. Symbolik ohne Hebelwirkung Konkrete Auswirkungen seien minimal: Der Palästinenser-Vertreter in London wird offiziell zum Botschafter befördert. Die Hoffnung auf eine Zwei-Staaten-Lösung gelte als „fading but we cannot let that light go out“, so Kima. ### 3. Labour unter Druck: interne Rebellion und Wähler:innenflucht Mehr als 100 Labour-Abgeordnete und ein Drittel des Kabinetts drängten Kima zur Anerkennung, um Stimmen von Grünen und pro-Gaza-Independenten zurückzugewinnen. Crerar: „They want sanctions, they want more action on arms, on trade, on war crimes.“ ### 4. „Your Party“ zerstritten – Corbin vs. Sultana Bei der neuen Linkspartei um Jeremy Corbin und Zarah Sultana eskaliert ein Machtkampf. Sultana wirft Corbyns Lager „sexist boys club“ und „paranoid anti-democratic faction“ vor; Drohungen mit Klagen wegen Verleumdung fliegen. Die Spaltung enttäuscht Anhänger:innen, viele erwägen Wechsel zu den Grünen. ### 5. Lib Dems: Festigung statt Strategie-Debatte In Bournemouth herrscht trotz 72 Abgeordneten Stimmung, doch Fragen nach inhaltlicher Profilierung bleiben. Parteistrategen wollen weitere Tory- und Labour-Stimmen im ländlichen Süden gewinnen und glauben, ihre 15-Prozent-Marke überspringen zu können. ## Einordnung Der Podcast liefert professionelle, gut recherchierte Einordnung statt heißer Polemik. Die Moderator:innen durchbrechen dabei selbstreferenzielle Westminster-Blase, indem sie internationale Zeichen setzen, Machtkämpfe kleiner Parteien und Wähler:innenfluchten offenlegen. Besonders deutlich wird, wie Symbolpolitik funktioniert: Die Palästina-Anerkennung dient innenpolitischem Druck, während reale Machtverhältnisse auf dem Boden unverändert bleiben. Gleichzeitig zeigt sich, wie schnell linke Alternativen scheitern können, wenn Organisationsfragen zur persönlichen Rivalität eskalieren. Die Analyse bleibt frei von Rechts-Tendenzen oder Verschwörungsmythen; sie spiegelt vielmehr die britische Debatte in ihrer Komplexität und hebt die Gefahr politischer Enttäuschung für progressiven Wähler:innen hervor. Hörempfehlung für alle, die verstehen wollen, wie symbolische Außenpolitik und parteistrategische Kalküle zusammenspielen.