Aftenpodden: Sylvi Listhaug: Hva skjer hvis hun faktisk får styre?
Aftenposten-Interview mit FrP-Chefin Sylvi Listhaug über ihre Vision für Norwegen, Einwanderungspolitik und warum sie nicht tanzt.
Aftenpodden
45 min read2995 min audioIn der ersten Parteivorsitzenden-Interviewfolge vor der Parlamentswahl spricht Aftenposten-Journalist Lars Glomnes mit Sylvi Listhaug (FrP) über ihre mögliche Zukunft als Ministerpräsidentin. Listhaug erzählt, wie sie als 13-Jährige durch Putzen von Bussen ihr erstes Geld verdiente und warum sie ihre Kinder früh arbeiten lässt. Sie rechtfertigt ihre Weigerung, bei politischen Events zu tanzen, mit persönlicher Authentizität und erklärt den Erfolg ihrer Partei bei jungen Wähler:innen mit dem Versprechen von Freiheit und weniger staatlicher Kontrolle. Die Diskussion fokussiert stark auf Einwanderungspolitik, wobei Listhaug betont, dass sie "die notwendige Debatte" führe, ohne Menschen zu stigmatisieren – gleichzeitig warnt sie vor "schwedischen Verhältnissen" und kriminellen Netzwerken. Sie fordert mehr Konsequenzen für Kriminelle und eine effizientere Nutzung staatlicher Mittel. Die Frage, ob sie Ministerpräsidentin werden wolle, beantwortet sie ausweichend: "Es liegt an den Wählern", wobei sie betont, dass die größte Partei den Regierungschef stellen solle.
### 1. Listhaug sieht sich selbst als authentische Anti-Establishment-Politikerin
Listhaug beschreibt ihre Weigerung, bei politischen Events zu tanzen oder zu singen, als bewusste Distanzierung von Gruppenzwang: "Ich denke, wir sind Politiker, wir sind keine Tänzer, wir sind auch keine Sänger." Sie interpretiert dies als Stärke: "Ich brauche nicht zu tun, was absolut alle anderen tun." Diese Haltung sei Teil ihrer politischen Identität.
### 2. Die Partei habe sich strategisch breiter aufgestellt
Seit 2021 habe die FrP gezielt an zwei Strategien gearbeitet: "Organisation aufbauen, schulen, mehr Mitglieder gewinnen" und gleichzeitig die Politik auf mehrere Bereiche ausweiten - "Schule, Gesundheit, die große Frage Wirtschaft". Listhaug betont: "Wir haben Stein auf Stein gebaut" und seien nun geduldiger als früher.
### 3. Junge Wähler:innen würden von Freiheitsversprechen angezogen
Listhaug erklärt den Erfolg bei jungen Wähler:innen mit dem Wunsch nach "mehr Freiheit, weniger politische Steuerung". Viele junge Menschen seien durch ihre Eltern betroffen, die "es in den letzten Jahren viel enger" hätten. Die FrP spreche diesen Wunsch nach Selbstbestimmung an.
### 4. Kritik an ineffizientem Staatsapparat und "Verschwendung"
Listhaug kritisiert massiv ineffiziente Staatsausgaben: "Wir haben unter den höchsten Steuern und Abgaben in vergleichbaren Ländern" und gleichzeitig "bekommen wir nicht besonders gute Dienstleistungen zurück". Sie nennt das Regierungsviertel-Projekt mit "über 50 Milliarden Kronen" als Beispiel für "Verschwendung".
### 5. Einwanderungspolitik als Kernpunkt der Programmatik
Listhaug verteidigt die restriktive Einwanderungspolitik als notwendig: "Wir müssen eine ganz notwendige Debatte führen", um "Schwedische Verhältnisse" zu vermeiden. Sie betont, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund selbst diese Position unterstützen würden.
### 6. Koalitionsaussichten nur mit der Høyre-Partei
Listhaug schließt eine Regierungsbeteiligung mit Venstre und KrF aus, nachdem die Erfahrung von 2017-2021 gezeigt habe, dass "die Politik verwässert" sei. Ihr bevorzugtes Modell sei eine Koalition aus FrP und Høyre, wobei "die größte Partei den Ministerpräsidenten stellen" solle.
## Einordnung
Das Interview besticht durch seine persönliche Nähe und die geschickte Vermischung von Politik und Alltag. Glomnes führt Listhaug nicht konfrontativ, sondern lässt sie in längeren Passagen ihre Positionen ungestört entfalten. Besonders bemerkenswert ist die Normalisierung rechtskonservativer Positionen: Die Warnung vor "schwedischen Verhältnissen" und die Fokussierung auf kriminelle Migrant:innen-Netzwerke wird ohne kritische Nachfragen präsentiert. Die These, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund die restriktive Politik unterstützen, bleibt unhinterfragt. Gleichzeitig gelingt es Listhaug geschickt, sich als authentische Außenseiterin zu inszenieren, die sich nicht von Gruppenzwängen beeinflussen lässt. Die fehlende Distanz des Interviewers zu teils problematischen Aussagen und die weitgehende Übernahme ihrer Frames ohne alternative Perspektiven machen das Format zu einem Beispiel für die zunehmende Normalisierung rechter Diskurse in norwegischen Mainstream-Medien.