phoenix runde - Podcast: Enttäuschte Hoffnungen - Wie steht es um die Deutsche Einheit?
Talkrunde analysiert die Ampel-Krise als Spiegelbild gesellschaftlicher Spaltung, ohne neue Perspektiven zu bieten.
phoenix runde - Podcast
14 min read2678 min audioDie phoenix runde diskutiert mit Wolfgang Thierse (SPD, ehem. Bundestagspräsident), Anke Domscheit-Berg (Publizistin und ehem. MdB/Die Linke), Antje Höning (Rheinische Post) und Prof. Raj Kollmorgen (Sozialwissenschaftler) über die Frage, ob Deutschlands Ampel-Koalition gescheitert ist. Die Gesprächsteilnehmer:innen analysieren Kommunikationsprobleme, fehlende Mutigkeit und die wachsende Kluft zwischen Politik und Bevölkerung.
### 1. Kommunikationsversagen als strategischer Hauptfehler
Thierse moniert, die Ampel habe "große Mängel" in der internen und externen Kommunikation. Die ständigen Streitereien zerstörten Vertrauen in Politik und Demokratie. Er konkretisiert am Beispiel der Bauernproteste: "Das war eine katastrophale Kommunikation", weil die Regierung Entscheidungen ohne Begründung kommuniziert habe.
### 2. Fehlende Mutigkeit der Sozialdemokratie
Domscheit-Berg kritisiert, die SPD sei "nicht mutig" genug gewesen, wichtige Weichenstellungen anzugehen. Die Koalition nutze ihre Machtposition nicht, um "die Dinge, die die Menschen auch wirklich umtreiben", zu lösen. Dies verschärfe den Vertrauensverlust in der Demokratie.
### 3. Politik entfernt sich von Lebensrealität
Kollmorgen diagnostiziert drei "tektonische Platten": Verteilungskämpfe mit vielen "Verlierern", wahrgenommene Gefahr gesellschaftlicher Heterogenität statt Chance, und eine politische Klasse in ihrer "Blase" ohne Zugang zu Alltagssorgen. Die Politik betreibe "Politik von oben herab".
### 4. Gesellschaftliche Spaltung spiegelt sich in Koalition wider
Die Runde einigt sich, dass die Ampel-Konflikte das "Spiegelbild" einer bereits tief gespaltenen Gesellschaft seien. Höning warnt: "Die Funktion der Politik und der Parteien" sei es, Vertrauen zu schaffen, damit Bürger:innen "sich an das demokratische System halten" - diese Grundlage "bröckelt".
## Einordnung
Die Sendung wirkt wie eine professionelle Krisendiagnose im Talkformat, bleibt aber in der Analyse oberflächlich. Die Expert:innen wiederholen sich in ihren Diagnosen (Kommunikationsprobleme, fehlende Mutigkeit, Entfremdung von der Bevölkerung), ohne konkrete Alternativen oder Lösungsansätze zu diskutieren. Bemerkenswert ist die Selbstreferentialität: Journalist:innen und Politiker:innen analysieren das Versagen von Journalist:innen und Politiker:innen, ohne externe Perspektiven einzuholen. Die Gesprächskultur ist höflich und zustimmend, was der Dramatik der diagnostizierten "Zerreißprobe" nicht gerecht wird. Kritisch: Die Diskussion reproduziert elitäre Positionen über "die Politik" und "die Bevölkerung" als getrennte Entitäten, statt Machtverhältnisse zu hinterfragen oder konkrete politische Alternativen zu skizzieren. Die Sozialwissenschaftliche Analyse bleibt bei allgemeinen Diagnosen ohne empirische Tiefe.