Im ARD-Politikpodcast „Berlin Code“ diskutieren Linda Zervakis und die Korrespondent:innen Lissy Kaufmann und Dominic Hebestreit über die angekündigte „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“ von Verkehrsminister Patrick Schnieder und die Neubesetzung der Bahn-Vorstände. Im Fokus stehen 45 Milliarden Euro Zusatzinvestitionen für marode Schienen, die über den Bundeshaushalt und den Klima- und Transformationsfonds finanziert werden sollen, sowie die Frage, warum trotz Milliarden-Schulden Straßen- und Brückenbau unterfinanziert bleibt. ### 1. Milliardenprogramm mit Gesetzesrang Die Bundesregierung will die „größte und umfassendste Reform in der Geschichte der Deutschen Bahn“ per Gesetz verankern. Rund 45 Milliarden Euro sollen zusätzlich fließen, um ein marodes Schienennetz zu sanieren. Geplant sind Hochleistungskorridore zwischen Frankfurt–Mannheim, Hamburg–Berlin und Emmerich–Oberhausen, die komplett neu gebaut werden sollen. ### 2. Finanzierungsquelle bleibt unsicher Das Geld soll aus dem regulären Bundeshaushalt und dem Klima- und Transformationsfonds stammen. Wegen des Karlsruher Urteils zur Schuldenbremse fürchtet die Regierung jedoch, dass der Sonderfonds weniger Spielraum bietet. Damit die Mittel rechtsfest sind, will Schnieder die Finanzierung im geplanten Bahnreformgesetz festschreiben. ### 3. Sanierung kommt mit Jahren voller Ausfälle Die Komplettsanierung bedeutet mehrmonatige Vollsperrungen und Umleitungen. Reisende müssen sich bis Ende der 2020er-Jahre auf längere Reisezeiten und überfüllte Ersatzzüge einstellen, bevor spürbare Verbesserungen eintreten sollen. ### 4. Neue Bahnchefin trägt Doppelverantwortung Evelyn Palla steigt als Finanzvorständin und Kundenbeauftragte in den DB-Vorstand ein. Sie soll sichern, dass die 45 Milliarden fließen, und gleichzeitig die Kundenzufriedenheit steigern. Das geplante Gesetz verpflichtet die Bahn künftig zu besserer Informationspflicht bei Verspätungen und Ausfällen. ### 5. Autobahnmangel trotz Schuldenboom Obwohl der Bund seit 2020 wegen Corona und Ukraine-Krieg Hunderte Milliarden neue Schulden machen durfte, fehlt ländersweit Geld für Brückensanierungen und Autobahn-Neubaustrecken. Die Schuldenbremse wirkt als konstitutionelle Hürde für zusätzliche Investitionen. ## Einordnung Die Sendung liefert eine gut verdauliche Einführung in Deutschlands Verkehrsprobleme: klare Zahlen, nachvollziehbare Erklärungen zur Schuldenbremse und ein realistisches Ausblick-Datum für Bahn-Reformen. Besonders gelungen ist die Offenlegung des Zielkonflikts „Sanierung versus sofortige Pünktlichkeit“. Kritisch bleibt, dass die Expertise fast ausschließlich auf Bundespolitik fokussiert; weder Kommunal- noch Verkehrsforscher:innen kommen zu Wort. Auch die Frage, ob 45 Milliarden ausreichen, um ein jahrzehntelang vernachlässigtes Netz zu modernisieren, bleibt unhinterfragt. Die Moderation verzichtet auf Polemik und transportiert komplexe Haushaltszusammenhänge anschaulich – ein Vorbild für journalistische Klarsicht in einem oft ideologisch aufgeladenen Thema.