Der Podcast "Pekingology" und "ChinaPower" präsentieren eine gemeinsame Episode mit Dan Wang, der sein Buch "Breakneck: China's Quest to Engineer the Future" vorstellt. Die Moderator:innen Henrietta Levin (CSIS Freeman Chair) und Brian Hart (China Power Project) diskutieren mit Wang Chinas Infrastruktur- und Technologiepolitik. ### Chinas monumentale Ingenieurskultur Wang beschreibe China als "engineering state", der groß angelegte Projekte priorisiere – von der Dritten-Schlucht-Talsperre bis zu Gesichtserkennung-Toiletten. Diese Monumentalismus-Logik führe zu spektakulären Bauwerken, die jedoch oft an Alltagsbedürfnissen wie funktionierenden Badezimmern scheitern: "They cannot trust people to have and use toilet paper properly, rather than have to install some strange electronics device." ### Prozesswissen als chinesischer Vorteil China habe durch seine Fertigungsindustrie ein enormes "process knowledge" aufgebaut – praktisches Wissen, das in den USA verloren gegangen sei. Diese "communities of engineering practice" ermöglichten es Arbeiter:innen, sich von iPhone-Produktion zu Huawei und schließlich zu eigenen Batteriefirmen hochzuarbeiten. ### Staatliche Kontrolle vs. unabhängige Innovation Trotz staatlicher Fokussierung auf "harte" Industrietech hätten sich erfolgreiche Unternehmen wie BYD oder DeepSeek oft unabhängig von staatlicher Planung entwickelt. Wang betone: "the record of the state in industrial policy is decidedly mixed". ### Sozialtechnologie und Bevölkerungspolitik Die Ingenieursmentalität zeige sich laut Wang auch in der Bevölkerungspolitik: Geburtspolitik-Beamte würden Frauen nun aktiv zu mehr Kindern drängen, nachdem sie jahrelang die Ein-Kind-Politik durchgesetzt hätten. Diese "social engineering"-Ansätze führten zu einem Brain-Drain, wobei viele qualifizierte Chines:innen ins Ausland gingen. ### Die Paradoxie der Zero-Covid-Politik Während Chinas Logistiknetzwerke in der Pandemie funktioniert hätten, sei gleichzeitig die Bevölkerung in Shanghai hungern müssen. Diese extreme Ambivalenz zwischen technischem Erfolg und menschlichem Versagen zeige die Grenzen des "engineering state". ## Einordnung Die Episode präsentiert sich als professionelles Fachgespräch, das jedoch durch eine bemerkenswerte Selbstreferenzialität auffällt: Die Moderator:innen betonen ihre gemeinsame Herkunft aus Bucks County und schaffen damit eine exklusive Insider-Atmosphäre. Diese Persönlichkeitsakzente stehen jedoch nicht im Zentrum der Analyse. Die Diskussion bleibt auf einer deskriptiven Ebene, ohne kritische Nachfragen zu wirtschaftlichen oder sozialen Kosten der chinesischen Entwicklung. Interessant ist die Gleichsetzung von technischer Expertise mit politischer Legitimität – ein Frame, der die komplexen Machtverhältnisse in China vereinfacht. Die US-Perspektive dominiert klar; chinesische Stimmen kommen nur durch Wangs Beobachtungen indirekt zur Geltung. Die Episode bietet wertvolle Einblicke in chinesische Technologiepolitik, bleibt aber innerhalb eines etablierten sicherheitspolitischen Diskurses. Hörempfehlung: Für Interessierte an chinesischer Technologie- und Infrastrukturpolitik lohnt sich der Podcast als gut recherchierte, wenn auch US-zentrierte Analyse.