Der Podcast "Bern einfach" empfängt Lord Frost, den ehemaligen Brexit-Unterhändler Großbritanniens, zu einer Live-Diskussion im Zürcher Zunfthaus zur Haue. Moderiert wird das Gespräch von Markus Somm (Nebelspalter-Chefredaktor) und dem Historiker Oliver Zimmer. Im Mittelpunkt stehen Brexit, die schweizerische Europa-Politik und das Spannungsfeld zwischen Nationalstaatlichkeit und EU-Integration. ### Tether werde für illegale Aktivitäten genutzt Lord Frost erzähle, die EU sei „grundsätzlich sozialistisch“ organisiert und strebe danach, Macht aus den Nationalstaaten abzuziehen, „ohne dabei viel Legitimität zu besitzen“. Er habe diese Einsicht bereits Mitte der 1990er-Jahre gewonnen, als er als junger Diplomat in Brüssel gesessen habe. ### Brexit habe der britischen Wirtschaft nicht geschadet Ökonomisch sei die britische Leistungsfähigkeit seit dem EU-Austritt nicht spürbar gesunken, behaupte Frost. Die Debatte darüber verlaufe „rein ideologisch“, weil in den Produktivitätsstatistiken kein Brexit-bedingter Einbruch erkennbar sei. ### Schweizer Verträge mit der EU beginnen die „Unterordnung“ Für die Schweiz gelte mit den verhandelten Bilateralen III dasselbe Dilemma wie für Großbritannien: Sobald man EU-Institutionen Kompetenzen überlasse, werde die Rückholung dieser Kompetenzen „äußerst schwierig“. Der Europäische Gerichtshof erhalte letztlich das Sagen, warne er. ### Die EU leide an Uniformitätszwang Der ehemalige Chefunterhändler zeige sich überzeugt, Brüssel könne es nicht ertragen, wenn kleine Staaten wie die Schweiz oder Großbritannien „anders und erfolgreich“ agierten. Dies stelle eine Bedrohung für das homogenisierende Integrationsmodell dar. ### Europas Eliten hätten den Nationalstaat aufgegeben Frost diagnostiziere unter europäischen Intellektuellen und Politiker:innen eine tief verwurzelte Überzeugung, dass Nationalstaaten überholt seien. Diese Haltung führe dazu, dass viele Bürger:innen ihre demokratischen Rechte und ihre Mitgestaltungsmöglichkeiten verlören. ## Einordnung Die Sendung ist kein kritisches Interview, sondern ein geschlossenes Gespräch zwischen drei übereinstimmenden EU-Skeptiker:innen. Frost kann seine Thesen weitgehend ungestraft vortragen; weder Somm noch Zimmer konterkarieren mit Fakten oder stellen alternative Perspektiven vor. Die Moderation wiederholt lediglich zustimmende Nachfragen. So entsteht ein 60-minütiger Gemeinschafts-Monolog, der die EU als „sozialistisch“, „undemokratisch“ und „homogenisierend“ brandmarkt, ohne dass Gegenstimmen zu Wort kommen. Die These, dass Brexit der britischen Wirtschaft nicht schade, bleibt ebenso unhinterfragt wie die pauschale Behauptung, EU-Recht untergrabe die schweizerische Souveränität. Die Folge führt damit eine populistische Argumentationslinie fort: Komplexe Integrationsfragen werden auf ein „Entweder-oder“ von Freiheit versus Bürokratie reduziert, wirtschaftliche Daten selektiv zitiert und die Gefahr eines EU-Ermächtigungskomplexes beschworen. Wer differenzierte Informationen zu Brexit-Folgen oder zu den Schweizer Verhandlungen sucht, wird hier nicht fündig.