Marie Nasemann und Sebastian Tigges diskutieren in ihrer Podcast-Folge „Gleichberechtigte Elternschaft ist der einzige Weg für glückliche Beziehungen?!“ die Spannung zwischen dem Anspruch auf 50/50-Partnerschaft und der gelebten Realität mit Kindern. Sie sprechen offen über ihre eigenen Konflikte, die Rolle von Mental Load und wie ungelöste Gleichberechtigungsfragen Beziehungen belasten können. Dabei werfen sie auch einen Blick auf gesellschaftliche Rollenbilder, die sich nur langsam wandeln – und fragen, ob der Kampf um Gleichberechtigung Paare vielleicht sogar schneller auseinanderbringen lässt. ### 1. Väter:innen lernen Carearbeit oft erst in der Elternschaft Sebastian gibt zu: „Väter machen erst anfangen, das zu lernen, weil sie erstmal anfangen müssen mitzudenken.“ Viele Männer hätten gelernt, dass ihre Mütter „alles machen“ und übernähmen deshalb in Beziehungen unbewusst ähnliche Erwartungshaltungen. ### 2. Das ewige Aufwiegen belastet den Alltag Marie beschreibt ein zentrales Problem: „Das ewige Aufwiegen und streiten darum, wer mehr oder weniger macht.“ Diese permanente Bilanzierung führe zu Reibung und verhindere echte Partnerschaftlichkeit. ### 3. Gleichberechtigung als Konflikttreiber – aber notwendig Die These: Wer sich auf Gleichberechtigung einlässt, müsse mit mehr Konflikten rechnen. Marie ist überzeugt: „Ich glaube, es ist der einzige Weg für wirklich glückliche Beziehungen“, doch der Weg dorthin sei steinig, weil Wissen und gelebte Realität noch weit auseinanderlägen. ### 4. Frauen tragen vererbten Frust – und neue Erwartungen Marie formuliert: „Wir wollen die gleichberechtigte, unabhängige 50/50-Frau sein, aber alle denken, wir müssen doch eigentlich die Caring Mom sein.“ Dieser innere Konflikt erzeuge zusätzlichen Druck und Schuldgefühl. ### 5. Paartherapie als Rettung – nicht Scheitern Beide plädieren dafür, Konflikte nicht zu vertagen. Oft helfe schon eine dritte Person: „In dem Moment, wo eine Paartherapeutin sagt: ‚Sie müssen mehr Verantwortung übernehmen‘, klappt es auf einmal besser.“ ## Einordnung Der Podcast lebt von der ehrlichen Selbstauskunft eines Paares, das sich in der gleichberechtigten Elternschaft verortet – und dabei offenlegt, wie prekär dieser Anspruch im Alltag sein kann. Die Diskussion ist weder akademisch noch besonders strukturiert, bleibt aber stimmig: Marie und Sebastian sprechen aus dem Bauch heraus, was viele Paare denken. Besonders spannend ist, dass sie sich nicht in der Opferrolle verlieren, sondern die Verantwortung auf beiden Seiten suchen. Kritisch anzumerken ist, dass wichtige Perspektiven – etwa von Alleinerziehenden, queeren Familien oder Betroffenen mit wenig finanziellen Spielräumen – kaum vorkommen. Der Fokus liegt auf privilegierten, meist weißen Mittelschicht-Eltern. Dennoch gelingt den beiden etwas Wichtiges: Sie entzaubern das Ideal der perfekten Gleichberechtigung und machen plausibel, warum der Weg dahin Konflikte bedeutet – und trotzdem lohnenswert ist. Für Hörer:innen, die sich in ähnlichen Konstellationen wiederfinden, ist die Folge ein Trost und ein Spiegel zugleich. Hörwarnung: Wer fundierte Analysen oder wissenschaftlich fundierte Perspektiven auf Gleichberechtigung sucht, wird hier nicht fündig. Die Sendung ist subjektiv, unterhaltsam und manchmal etwas wirr – aber für viele Paare vermutlich trotzdem hörenswert, weil sie Mut macht, über das Schweigen des Alltagsalltags zu brechen.