In dieser Live-Aufzeichnung aus dem American Cinematheque blickt Mario Van Peebles auf die Entstehung seines Debüts "New Jack City" zurück. Er erzählt, wie er trotz knappen Budgets mit kreativen Lösungen arbeitete – etwa statt eines teuren Autoverfolgungsjagden eine Fahrrad-Sequenz durch Harlem inszenierte – und warum er bewusst gegen die damalige Hollywood-Praxis verstieß, indem er ein diverses Ermittler-Team zeigte. Besonders eindringlich schildert er, wie er Chris Rock mittels stummer Aufnahmen zu einer herausragenden dramatischen Leistung führte und warum er Kiplings Gedicht "If" während des gesamten Drehs wie ein Mantra rezitierte. Die Diskussion spannt einen Bogen von der filmischen Handschrift seines Vaters Melvin Van Peebles bis zur Verantwortung, Crack-Dealen nicht zu glorifizieren, sondern auch die Opfer sichtbar zu machen. ### 1 Van Peebles wollte mit dem ersten Shot beweisen, dass "dies ein echter Film ist" Er habe sich geweigert, auf die Warner-Archiv-Bestände zurückzugreifen, und stattdessen eine teure Helikopter-Aufnahme von der Freiheitsstatue bis zur 59th Street Bridge in einem Take gedreht, "damit keiner mehr fragen muss, ob das ein richtiger Film ist". ### 2 Die Besetzung sei durch Rollentausch stärker geworden Ice-T habe ursprünglich den Drogenboss spielen wollen, Wesley Snipes den Cop. Van Peebles habe sie umgekehrt besetzt: "Ice bring deine Street-Credibility in die Polizeirolle, Wesley spiel diesen Motherfucker voll durch." ### 3 Chris Rocks Drogen-Szene entstand ohne Ton Um die Dramatik zu steigern, habe er Rocks dramatische Szenen stumm gedreht und ihn währenddessen angefeuert: "Dann habe ich meine Stimme im Schnitt rausgezogen und seine reingemacht – und er war großartig." ### 4 Budget-Limitierungen führten zu kreativeren Lösungen Der geplante Autoknaller wurde gestrichen, weil er drei Millionen Dollar verschlungen hätte. Stattdessen entstand eine Fahrrad-Verfolgungsjagd durch die U-Bahn, inspiriert vom französischen Film "Diva". ### 5 Die Regie-Philosophie seines Vaters habe ihn geleitet Melvin Van Peebles habe ihm Kiplings "If" auswendig gelernt: "Kein Tag verging, an dem ich nicht einen Vers brauchte – besonders ‚don’t look too good nor talk too wise‘." ### 6 Die Produktionspanne mit dem verregneten Drehtag Als kurzfristig das vorgesehene Lager verboten wurde und es anfing zu regnen, habe er spontan umgeschaltet: "Wir drehen draußen im Regen – Jesus ging auch unter das Volk." Das Resultat sei eine der authentischsten Szenen des Films. ## Einordnung Das Gespräch ist kein kritisches Interview, sondern eine liebevolle Hommage – Jim Hemphill überlässt Mario Van Peebles weitgehend die narrative Kontrolle und verzichtet auf kritische Nachfragen. Das Format profitiert vom Live-Publikum, das mit Applaus und Lachern bestätigt, aber auch kaum Gegenrede bietet. Positiv: Van Peebles reflektiert offen Machtstrukturen in Hollywood und erzählt, wie er gezielt divers besetzt hat, ohne dabei selbstfeierlich zu wirken. Kritisch bleibt, dass weder die Gewaltdarstellung noch die Geschlechterrollen hinterfragt werden; der Fokus liegt auf technischer Innovation und persönlicher Anekdote. Für Filminteressierte liefert die Episode trotzdem wertvolle Einblicke in Low-Budget-Tricks, Regie-Methodik und die Bedeutung von Repräsentation im Kino der 90er.