Die Foreign-Politics-Ökonomie-Podcast-Folge "30 Tage in China und 50 Jahre Jaws" führt die Hörer:innen durch zwei scheinbar disparate Themen, die sich aber als Fenster in globale Machtverhältnisse erweisen. Adam Tooze berichtet von seiner vierwöchigen Chinareise durch Peking, Tianjin, Yunnan und den tibetischen Teil Sichuans. Er beschreibt, dass Chinas Größe nicht nur quantitativ, sondern kulturell anders sei: "Es gibt 160 chinesische Städte mit über einer Million Einwohner:innen – in den USA und Europa zusammen kaum zwei." Die Diskussion lenkt dann auf die chinesische Entwicklungsphilosophie, wonach "Entwicklung der Hauptschlüssel zur Lösung aller Probleme" sei – ein Zitat aus der Xi-Jinping-Doktrin, das Tooze als Herausforderung an westliche Menschenrechtsdiskurse wertet. Im zweiten Teil wird der 50. Geburtstag von "Jaws" zum Ausgangspunkt für eine wirtschaftliche Symbolanalyse. Die Moderator:innen spielen mit marxistischen Lesarten – etwa dass der Hai für den "großen Anderen" stehe oder die Filmproduktion selbst den Übergang vom kritischen New-Hollywood-Kino zum kommerziellen Blockbuster markiere. Dabei bleibt die Folge frei von Verschwörungsideologie oder gesundheitsgefährdenden Empfehlungen, bietet aber auch kaum chinesische Gegenstimmen. ## Einordnung Die Episode demonstriert, wie ein professionelles Format komplexe geopolitische und kulturelle Fragen in konzentrierter Form vermitteln kann. Tooze nutzt seine Expertise, um die Größe Chinas nicht als abstrakte Zahl, sondern als allgegenwärtige Erfahrung spürbar zu machen. Gleichzeitig bleibt die Perspektive klar westlich: Chinas Selbstreferentialität wird beschrieben, nicht aber ihre eigene Logik erkundet. Die Jaws-Analyse wiederum zeigt, wie geschickt Popkultur als Spiegel ökonomischer Strukturen gelesen werden kann – ohne dabei in oberflächliche Symbolik zu verfallen. Die größte Schwäche: Fehlende chinesische Stimmen und eine teils zu glatte Gegenüberstellung von "Westen" und "China". Dennoch liefert die Folge dichte Einblicke in zwei globale Schlüsselthemen ohne polemische Überzeichnung.