Was bisher geschah - Geschichtspodcast: Kleopatra (2/3) – Königin, Mutter, Witwe
Die Geschichte der berühmten Romanze zwischen Caesar und Kleopatra als spannendes Politdrama voller Machtspiele und leidenschaftlicher Strategie.
Was bisher geschah - Geschichtspodcast
18 min read3417 min audioDer Geschichtspodcast "Was bisher geschah" beleuchtet in dieser Folge die Beziehung zwischen Julius Caesar und Kleopatra. Geschichtsjournalist Joachim Telgenbüscher und Historiker Nils Minkmar diskutieren, ob die berühmte Romanze zwischen dem römischen Diktator und der ägyptischen Pharaonin tatsächlich Liebe war oder politisches Kalkül. Sie erzählen, wie sich Kleopatra 48 v. Chr. in einem Teppich zu Caesar rollen ließ, nachdem ihr Bruder sie aus Alexandria vertrieben hatte. Die Moderatoren betonen, dass beide Protagonisten äußerst intelligente und ehrgeizige Politiker waren, deren Liaison sowohl persönliche Faszination als auch strategische Machtinteressen verband. Caesar blieb drei Monate in Ägypten, Kleopatra wurde schwanger, doch der gemeinsame Sohn Caesarion wurde später von Octavian ermordet. Die Episode wirft auch einen Blick auf die politischen Folgen: Caesars Provokationen durch die offizielle Aufnahme Kleopatras in Rom trugen laut den Historikern zur Verschwörung gegen ihn bei.
### Kleopatra habe sich in einem Teppich zu Caesar rollen lassen
Die Moderatoren stellen die Legende vom Teppich vor, den Kleopatra als Eintrittskarte zu Caesar nutzte. Telgenbüscher betont: "Das ist tatsächlich so passiert, ja. Das ist so eine der Geschichten, die man so kaum glauben mag, aber die sich tatsächlich so ereignet hat." Sie sei aus Machtgründen aus Alexandria vertrieben worden und habe nur auf diese Weise Zugang zum Lager Caesars erhalten.
### Caesar habe Kleopatras Sohn Caesarion nie anerkannt
Obwohl Kleopatra ihrem Sohn den Namen Caesarion gab, habe Caesar dessen Vaterschaft nie offiziell bestätigt. Telgenbüscher erklärt, Caesar habe gewusst: "Er durfte eigentlich keine Kinder mit Kleopatra haben. Zumindest keine legitimen Kinder." In Rom habe er bereits einen designierten Erben in seinem Großneffen Octavian, während ein anerkannter ägyptischer Sohn seine Machtposition gefährdet hätte.
### Die Romanz habe zu Caesars Ermordung beigetragen
Die Moderatoren diskutieren, wie sehr Kleopatras Präsenz in Rom die politische Spannung verschärfte. "Es gab ja auch sehr viele Gerüchte, dass er sich zum König krönen lassen wollte, ja, dass er sich von ihr zum König krönen lassen wollte", sagt Telgenbüscher. Diese Angst vor Monarchie habe die Verschwörer bestärkt, Caesar zu ermorden.
### Die Beziehung sei eine Mischung aus Liebe und Machtkalkül gewesen
Abschließend einigen sich die beiden Historiker, dass weder reine Liebe noch reines Kalkül die Verbindung bestimmt habe. "Ich glaube, es war beides", urteilt Telgenbüscher: "Es war eine Mischung aus politischem Kalkül und aus einer echten Zuneigung." Beide hätten sich intellektuell und strategisch ergänzt - Caesar die militärische Macht, Kleopatra die ägyptischen Reichtümer.
## Einordnung
Der Podcast lebt von der lockeren, konversationellen Atmosphäre zwischen zwei geschichtsbegeisterten Freunden. Telgenbüscher und Minkmar präsentieren sich als kompetente Geschichtsvermittler, die komplexe politische Zusammenhänge unterhaltsam aufbereiten. Besonders gelungen ist ihre Fähigkeit, historische Mythen zu entzaubern, ohne die Faszination zu verlieren. Die moderne Sprache ("Ich glaube auch", "Mega spannend") macht die Antike für ein breites Publikum zugänglich. Kritisch anzumerken ist jedoch, dass die Perspektive klar eurozentriert bleibt - ägyptische Quellen oder Sichtweisen auf Kleopatra bleiben unerwähnt. Die Frage, warum Caesar nie einen Sohn mit einer römischen Bürgerin zeugte, während er gleichzeitig Kleopatras Kind ablehnte, bleibt ebenso offen wie die Rolle römischer Geschlechterordnungen. Dennoch bietet die Episode eine unterhaltsame Einführung in eine der bekanntesten Liebesgeschichten der Antike, die geschickt zwischen personalem Schicksal und globalem Machtspiel changiert.