Der «Echo der Zeit»-Podcast vom 28. Oktober 2025 bietet in knapp 44 Minuten ein journalistisch breites Spektrum: Hurrikan «Melissa» trifft auf Jamaika, die Debatte um Bundeskanzler Merz’ «Stadtbild»-Äusserung, die anstehende Wahl in Tansania, KI als Preistreiber in der Unternehmensberatung und ein Projekt zur Reduktion des Bodenverbrauchs in der Schweiz. Die Redaktion misst sich an klassischem Qualitätsjournalismus: Faktenchecks, Expertengespräche, Korrespondentenberichte und wissenschaftliche Einordnungen. Dabei bleibt das Format linear aufgebaut, mit klaren Übergängen und einem deutlichen Fokus auf sachliche Information statt Spekulation. ### Hurrikan «Melissa» erreicht Jamaika mit Kategorie-5-Stärke Der Sturm bewege sich mit 290 km/h und könnte «lokal bis zu 1000 mm Regen» bringen – «so viel wie im Mittelland in einem ganzen Jahr», erklärt Wissenschaftsredakteur Christian Vonburg. Die langsame Fortbewegung mache Melissa besi gefährlich: «Er kann am gleichen Ort über einen längeren Zeitraum hinweg toben.» Es werde mit verheerenden Sturzfluten und 4 m hohen Sturmfluten gerechnet. ### Merz koppel «Stadtbild» und Migration – Debatte entflammt Der deutsche Bundeskanzler äusserte, man habe «im Stadtbild noch dieses Problem» und koppelte das an Rückführungen. Korrespondent Simon Fatzel konstatiert, Merz bediene «Ressentiments, wie es im Schulbuch der Populisten steht» und verengte ein komplexes Thema. Die Sendung lässt sowohl Kritiker als auch betroffene Bürgermeister zu Wort kommen, wodurch die pauschale Zuordnung sachlich konterkariert wird. ### Tansania wählt – autoritäre Präsidentin erwartet Afrika-Korrespondentin Sarah Fluk zeichnet den Weg der einst als Reformerin gefeierten Präsidentin Samia Suluhu Hassan nach, die sich zunehmend autoritär verhalte. Oppositionelle würden verhaftet, Medien geschlossen. Der Beitrag benennt das «veränderte weltweite politische Klima» unter Trump als Faktor für den «Spielraum für autoritäres Handeln» und hebt grenzüberschreitende Repression hervor. ### KI drückt Preise in der Unternehmensberatung Die Automatisierung von Recherche, Text- und Präsentationserstellung führe dazu, dass Kunden «immer weniger bereit sind, für Arbeit, die auch KI erledigen kann, hohe Honorare zu zahlen», berichtet Wirtschaftsredaktor Pascal Larko. Die Branche verschiebe sich von Stundenhonoraren auf erfolgsabhängige Vergütung. McKinsey-Chef Michael Steinmann bestätigt: «Etwa 40 % des weltweiten Umsatzes» stammten bereits aus strategischer KI-Beratung. ### Schweizer Bodenstrategie will Netto-Null-Verbrauch bis 2050 Bodenspezialistin Gudrun Schwäch erklärt, «bereits versiegelte Flächen nicht optimal ausgenutzt» würden, weshalb «weiterhin wertvolle Böden verbaut werden». Ein Projekt in Russikon (ZH) zeigt, wie aufwertbare Bönder recyclelt und ackerbaulich wieder nutzbar gemacht werden. Die Sendung macht deutlich, dass der Weg zum Ziel «noch lang» sei, da Bewusstsein und Vollzugshilfen fehlten. ## Einordnung Die Folge demonstriert, warum «Echo der Zeit» als Referenz-Sendung gilt: klare Trennung zwischen Information und Kommentar, breite Themenpalette und systematisches Einbinden von Expertise. Besonders der Beitrag über Hurrikan «Melissa» liefert kontextualisierte Klimawissenschaft, ohne in Katastrophenmache zu verfallen. Die Auseinandersetzung mit Merz’ «Stadtbild»-Thematik zeigt journalistische Distanz: Es wird nicht die politische Position hinterfragt, sondern die Art der Kommunikation und deren populistische Logik bloßgestellt. Kritisch bleibt, dass die multiperspektivische Dichte aufgrund der Vielzahl der Themen nicht überall gleich tief gelinggt; so bleibt etwa die Auseinandersetzung mit den strukturellen Gründen für autoritäre Entwicklungen in Ostafrika eher oberflächlich. Insgesamt liefert die Sendung ein Musterbeispiel für klassisches Radio-Qualitätsjournalismus: faktenreich, schnell und ohne spektakuläre Effekte. Für Hörer, die Orientierung in komplexen Zusammenhängen suchen, ist die Folge trotz – oder gerade wegen – ihrer Dichte eine klare Empfehlung.