OMR Podcast: 20 Millionen verkaufte Bücher: Psychothriller-Autor Sebastian Fitzek (#848)
Sebastian Fitzek erklärt im OMR Podcast, wie er trotz 15 Verlagsablehnungen zum Bestseller-Autor wurde und warum er KI fürs Schreiben ablehnt.
OMR Podcast
69 min read4985 min audioIm OMR Podcast spricht Florian Rinke mit Sebastian Fitzek über dessen Karriere als Psychothriller-Autor. Fitzek erzählt, wie er nach 15 Ablehnungen seinen Verlagsvertrag bekam, warum er trotz Millionenerfolg pro verkauftem Buch nur 35 Cent kassierte und wie er mit Live-Events, Social Media und limitierten Editionen seine Marke erweitert. Er erklärt, warum er nie mit KI schreiben lassen würde, wie er seine 22 verbleibenden „Sommer“ als kreative Deadline nutzt und warum er trotz 20 Mio. verkaufter Bücher weiter als Entertainer auf großen Bühnen steht. Die Folge bietet tiefe Einblicke in das Business hinter Bestsellern, die Macht von Mundpropaganda und Fitzeks strikte Weigerung, künstlerische Entscheidungen an Algorithmen oder Trends anzupassen.
### 1. Fitzek nutzt Niederlagen als Handlungsmotor
Er habe 15 Verlage abgelehnt bekommen und drei hätten sich nie gemeldet. Statt aufzugeben, habe er sich gefragt, „wie würde der Held meines eigenen Buches“ mit der Situation umgehen. Diese Perspektive habe ihn befähigt, Ablehnungen als „völlig notwendige Zwischenschritte“ zu akzeptieren.
### 2. Erst Entertainment, dann Literatur
Fitzek betrachte sich selbst als „Entertainer“ und erst dann als Autor. Er habe gelernt, auf kurzer Distanz Spannung zu erzeugen – eine Fähigkeit, die er aus seiner Radio-Zeit mitnimmt und mit 10.000 Besucher:innen-Shows sowie Special-Editionen (Farb-, Holografie- und Effekt-Druck) monetarisiert.
### 3. Buchumsatz ist kein Lebensunterhalt
Vom ersten Buch „Die Therapie“ seien 4.000 Exemplare erschienen; pro Exemplar habe er 35 Cent Tantieme erhalten. Selbst Bestseller reichten kaum zum Leben, weil nach Abzug von Mehrwertsteuer und Agenturprovision nur 5–7 % Netto-Ladenpreis blieben. Langfristig entstünden Einnahmen erst durch Folgebücher, Auslandslizenzen und Hörbücher.
### 4. Mundpropaganda schlägt Marketing
Der Durchbruch kam durch Zufall: Eine Buchhändlerin habe den Vertreter angerufen und das Buch gelobt; weil parallel zur WM 2006 kaum Konkurrenz im Handel war, stiegen Online-Rezensionen. Amazon-Algorithmen befeuerten den Verkauf, sodass sich Buchhandlungen nachbestellten – ein Effekt, den kein Budget geplant hatte.
### 5. KI ablehnend, Marke divers
Fitzek weigere sich, KI für Texte zu nutzen: „Warum sollte ich jemand anderen das für mich machen lassen?“ Stattdessen baue er seine Marke mit Live-Events, limitierten Ausgaben und Social-Media-Präsenz aus. Er kalkuliere mit 22 „gesunden Sommern“ und wolle möglichst viele Ideen umsetzen, bevor körperliche Einschränkungen beginnen.
## Einordnung
Die Episode wirkt wie eine gut inszenierte Erfolgsstory: Fitzek liefert unterhaltsame Anekdoten, doch harte Gegenfragen oder kritische Perspektiven bleiben aus. Rinke übernimmt die Rolle des bewundernden Gesprächspartners, wiederholt geschäftliche Schlüsselzahlen, ohne sie zu hinterfragen. So entsteht der Eindruck, dass primär die Marke Sebastian Fitzek gestärkt wird – etwa durch die ausführliche Vorstellung von Special-Editionen und die wiederholte Nennung von Verkaufszahlen. Tiefergehende Themen wie die prekäre wirtschaftliche Situation vieler Autor:innen oder die Marktmacht von Amazon und großen Verlagen werden nur angerissen. Auffällig ist zudem, dass Fitzek zwar KI ablehnt, aber keine strukturellen Fragen zur Monopolisierung der Branche durch Algorithmen gestellt werden. Die Folge bietet unterhaltsame Einblicke, wer jedoch die Mechanismen des Buchmarkts kritisch verstehen will, findet hier keine Gegenstimme. Die journalistische Leistung beschränkt sich aufs Protokollieren statt auf kritische Begleitung.
Hörwarnung: Wer ein kritisches Porträt über Machtverhältnisse im Buchmarkt oder die wirtschaftliche Realität von Schriftsteller:innen erwartet, wird hier nicht bedient.