Haken dran – das Social-Media-Update der c't: Zu: Übereilt und abweichend von der üblichen Vorgehensweise (mit Lorenz Meyer)
Haken dran – das Social-Media-Update der c't
66 min readIn diesem Podcast-Format "Haken dran" diskutieren Gavin und Lorenz Meyer über aktuelle Entwicklungen im Bereich Social Media und Tech-Unternehmen. Im Zentrum stehen DMA-Strafen gegen Tech-Giganten, Teslas Gewinneinbruch und Willkür bei X (ehemals Twitter).
Die EU-Kommission hat erstmals Strafen im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) verhängt: 500 Millionen Euro gegen Apple wegen des Umgangs mit alternativen App-Stores und 200 Millionen Euro gegen Meta für das umstrittene "Pay-or-Consent"-Verfahren zur Werbetracking-Zustimmung. Beide Moderatoren kritisieren die Höhe der Strafen als zu gering: "Wenn es eine Strafe ist, bei der man sich vorher im Controlling sagt, das berechnen wir schon mit ein, weil es einfach ein Kostenfaktor ist wie Briefmarken, dann wird das mit eingerechnet und gut ist."
Bei X (ehemals Twitter) beobachten sie Reichweitenmanipulation. Laut einer New York Times-Analyse wurden die Accounts von Laura Loomer und anderen rechten Influencer:innen, die sich mit Elon Musk überworfen hatten, in ihrer Reichweite massiv beschränkt. Musk, der ursprünglich "Shadowbanning" kritisiert hatte, kontrolliert nun selbst willkürlich die Sichtbarkeit von Accounts: "Twitter, das ist für ihn dieses Game und da cheatet er ohne Ende."
Tesla verzeichnet einen Gewinneinbruch von 71% - "das schwächste Quartal seit mehr als zwei Jahren". Die Moderatoren sehen ein Muster: Wann immer schlechte Nachrichten anstehen, kündigt Musk spektakuläre Zukunftsprojekte an, diesmal Robotaxis, um den Aktienkurs zu stützen.
Auch Änderungen bei Discord und Meta werden besprochen. Discord bereitet seinen Börsengang vor und wechselt den CEO. Meta führt weltweit Werbung auf Threads ein und steht in der Kritik des unternehmenseigenen Oversight Boards wegen der veränderten Content-Moderationsrichtlinien.
Ein Streit zwischen Musk und Finanzminister Scott Bessant im Weißen Haus zeigt die Spannungen in Trumps Umfeld: "Das Ärgerliche ist ja, dass das ja alles Teil des Konzepts ist, dieses Chaos. Und jedes Mal, wenn man versucht, Ordnung reinzubringen [...], in dem Moment gehst du ja denen auf den Leim, die ja nichts anderes vorhatten, als so viel Mist in den Äther zu spülen."
## Einordnung
Der Podcast bietet einen informativen und kritischen Blick auf die Machtkämpfe großer Tech-Unternehmen und deren Regulierung, krankt jedoch an einer teilweise chaotischen Gesprächsführung. Die Moderatoren springen zwischen Themen und verlieren sich gelegentlich in Nebensträngen, was die Nachvollziehbarkeit erschwert.
Besonders auffällig ist die durchgängige Herrschaftskritik gegenüber Tech-Konzernen. Die Moderatoren identifizieren klar problematische Machtstrukturen, etwa wenn Musk seine Plattform zur persönlichen Vorteilsnahme nutzt oder Tesla mit Ankündigungen manipuliert. Die Kritik an der zu geringen Höhe der EU-Strafen verdeutlicht das klare Verständnis der wirtschaftlichen Machtverhältnisse.
Die demokratietheoretischen Probleme durch Monopolstellungen und manipulatives Verhalten werden deutlich herausgearbeitet. Die Moderatoren nehmen dabei eine linksliberale Perspektive ein, was die Einordnung der besprochenen Geschehnisse prägt. Eine systematischere Analyse wirtschaftlicher Grundlagen und alternatives Denken jenseits der regulatorischen Ansätze bleibt jedoch aus.
Der Umgang mit rechten Influencer:innen wie Laura Loomer ist interessant: Während deren politische Positionen kritisch gesehen werden, kritisieren die Moderatoren gleichzeitig die willkürliche Machtausübung durch Musk gegen diese Personen. Dies zeigt ein differenziertes Verständnis von Meinungsfreiheit und Plattformmacht.
Der Podcast liefert wertvolle Einblicke in aktuelle Entwicklungen der Tech-Branche und deren gesellschaftliche Implikationen. Die kritische Perspektive auf Machtkonzentration und die Verbindung zur politischen Sphäre (etwa Trumps Umfeld) macht die Sendung zu einer empfehlenswerten Informationsquelle für alle, die sich für das Zusammenspiel von Technologie, Wirtschaft und Politik interessieren.