99 ZU EINS: Episode 544: Tariffs and the US Economy w/ Michael Roberts

Linkes Podcast-Duell: Warum Trumps "Liberation Day" die US-Wirtschaft nicht retten wird - eine marxistische Analyse.

99 ZU EINS
59 min read3473 min audio
Der Podcast "99 ZU EINS" spricht mit dem marxistischen Ökonomen Michael Roberts über Trumps "Liberation Day" und dessen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft und die Weltwirtschaft. Roberts erklärt, dass Trump mit seinen Zöllen die US-Wirtschaft "great again" machen wolle, indem er angeblich unfaire Handelsdefizite ausgleicht. Allerdings zeige sich, dass die Zölle weder die Inflation noch die Rezession in den USA verhindern könnten. Roberts kritisiert, dass die US-Wirtschaft auf einem "AI-Bubble" basiere, während die meisten Unternehmen kaum Gewinne machen und die Reallöhne seit Jahren stagnieren. Er warnt vor einem möglichen Wirtschaftseinbruch, der an die Finanzkrise 2008 erinnern könnte. Die EU habe sich Trumps Forderungen ohne Gegenleistung gebeugt, während China die Verhandlungen souverän führe. Roberts betont, dass die US-Wirtschaft nur relativ besser abschneide als Europa oder Japan, aber langfristig durch die Konkurrenz Chinas gefährdet sei. ### Trump nutze Zölle als Allheilmittel für US-Wirtschaft Roberts erklärt, Trump sehe Zölle als "massives Mittel", um die US-Wirtschaft zu retten: "Er kehrt zu seinem Helden aus den 1890ern zurück, Präsident McKinley, dem großen Zollmann, den sie damals den Napoleon des Protektionismus nannten." ### US-Wirtschaft basiere auf "AI-Bubble" und Zombie-Unternehmen Die US-Börsen würden nur durch sieben große Tech-Konzerne getragen: "Die Aktienmärkte sind nur auf Rekordhöhen, wegen sieben großer Unternehmen in den USA... der Rest von ihnen macht praktisch überhaupt keine Gewinne." ### Reallöhne stagnieren seit Jahren Die meisten US-Arbeitnehmer:innen hätten seit der Finanzkrise 2008 kaum reale Lohnsteigerungen erlebt: "Die durchschnittlichen Reallöhne sind seit der Großen Rezession mehr oder weniger stagniert... die Leute leben von der Hand in den Mund." ### EU gebe sich Trump ohne Gegenleistung geschlagen Roberts kritisiert die EU, habe Trumps Forderungen ohne Gegenleistung akzeptiert: "Die EU hat sich einfach vor Trump verneigt... sie haben absolut nichts bekommen, was sie wollten." ### China führe Verhandlungen souverän Im Gegensatz zur EU verhalte sich China in den Verhandlungen souverän: "Die Chinesen tun nichts. Sie bieten im Moment nichts an... sie können sich Bewegungen in andere Bereiche leisten, Europa, Japan und so weiter." ## Einordnung Der Podcast präsentiert sich als linkes Gegenmodell zu Mainstream-Wirtschaftsjournalismus und bietet eine fundierte marxistische Analyse der globalen Wirtschaft. Moderator Nadim führt das Gespräch kompetent und lässt Michael Roberts ausführlich zu Wort kommen. Die Argumentation bleibt stringent, auch wenn marxistische Grundannahmen nicht hinterfragt werden. Interessant ist die klare Abgrenzung zur neoliberalen Wirtschaftsberichterstattung - hier wird explizit eine Gegenperspektive eingenommen. Die Analyse der US-Wirtschaft als "AI-Bubble" und die Warnung vor einem neuen Crash sind pointiert formuliert. Allerdings bleiben alternative wirtschaftspolitische Lösungen weitgehend aus. Der Podcast liefert eine wertvolle Ergänzung zur medialen Berichterstattung für alle, die sich für kritische Wirtschaftsanalysen interessieren.