Die DW-Podcastfolge "Nigerias Führung will sich die Gehälter mehr als verdoppeln – während das Volk hungert" beleuchtet den geplanten Gehaltssprung für Präsident:innen, Minister:innen und Parlamentarier:innen. Eddy Micah Jr. diskutiert mit David Okoroafor, Wirtschaftsprofessor an der Universität Abuja, und dem DW-Korrespondenten Ben Adam Shemang. Die drei zentralen Erkenntnisse: Erstens sei die Forderung nach mehr Gehalt angesichts von 21 % Inflation und 100 Millionen Menschen in Armut eine bewusste Ablenkung von dringenderen Reformen. Zweitens würden Politiker:innen ohnehin nicht vom Grundgehalt, sondern von „humongous“ erlaubten Zusatzvergütungen leben, die bis zu 14 Millionen Naira (≈ 9.000 US-Dollar) monatlich betragen könnten. Drittens zeichnet Nigeria laut Okoroafor das höchste Politiker:innen-Gehalt Afrikas, während Lehrkräfte seit 2009 keinen Cent mehr erhalten hätten. Viertens mobilisierten sich bereits Gewerkschaften und Zivilgesellschaft für landesweite Proteste. Fünftens forderten die Gäste, statt die eigenen Gehälter zu erhöhen, lieber das existierende Mindestlohn-Gesetz umzusetzen und die Lebenshaltungskosten zu senken. ## Einordnung Die Sendung präsentiert sich als klassisches Nachrichtenmagazin mit klarer Moderationsführung, Faktenchecks und zwei kompetenten Gästen. Die Argumentationslinie ist stringent: Die Gehaltsforderung wird als „tone-deaf“ und „dangerous“ diskreditiert, ohne dass die Gegenseite zu Wort kommt – ein asymmetrisches Setting, das zwar journalistisch schlüssig, aber politisch einseitig wirkt. Die Expertise der Gäste wird nicht hinterfragt; Zahlen zu Zusatzvergütungen bleiben unverifiziert. Gleichwohl gelingt es dem Format, strukturelle Ungleichheit und Korruption in Nigeria anschaulich zu machen, ohne dabei in populistische Polemik zu verfallen. Die Perspektive der Betroffenen wird durch Straßenumfragen eingefangen, doch Arbeitsgeber:innen oder die RMAFC selbst fehlen als Gegenstimme. Insgesamt liefert die Folge eine gut recherchierte, wenn auch parteiische Bestandsaufnahme eines potenziellen sozialen Konflikts.