Haken dran – das Social-Media-Update der c't: Klassisches Big-Tech-Theater (mit Lorenz Meyer)
Journalistisches Social-Media-Update der c’t – pointiert, faktenreich und frei von rechten Positionen.
Haken dran – das Social-Media-Update der c't
67 min read3491 min audioDer Podcast "Haken dran" ist ein journalistisch ambitioniertes Format der c't, das sich dreimal pro Woche mit aktuellen Entwicklungen in sozialen Netzwerken auseinandersetzt. In dieser Folge diskutieren die Moderator:innen Gavin und Lorenz Meyer unter anderem über Donald Trumps TikTok-Video an GenZ, Metas Werbepause für politische Inhalte in Europa, ein Urheberrechts-Desaster bei OpenAIs KI-Video-Tool Sora und die geplante Einführung von Social-Media-Verbote für Jugendliche in europäischen Ländern. Besonders kritisch wird dabei die Haltung von Tech-Konzernen zu Urheberrechten und die mangelhafte Moderation von KI-Inhalten analysiert. Die Diskussionskultur ist pointiert, ironisch und durchaus emotionsgeladen, ohne dabei journalistische Kriterien zu verlieren. Die Sprecher:innen zeigen eine klare Haltung gegenüber strukturellen Missständen in der Tech-Branche, insbesondere bei der Nutzung von urheberrechtlich geschütztem Material durch KI-Systeme. Dabei bleibt der Fokus auf der Machart der Diskussion, nicht auf der Bewertung der behandelten Politik. Es gibt keine Hinweise auf rechte oder verschwörungstheoretische Inhalte. Die Einordnung der Argumente bleibt sachlich und analytisch, ohne sich inhaltlich auf die thematisierte Politik einzulassen.
### 1. Trump erpresst GenZ auf TikTok
Trump behauptet in einem TikTok-Video, er habe die Plattform "gerettet" und fordert junge Wähler:innen mit deutlichem Drohcharakter auf, sich bei der Wahl zu revanchieren. Die Moderator:innen kritisieren diese „Mafia-Rhetorik“ scharf und weisen zurecht darauf hin, dass ein rechtskräftiges TikTok-Abkommen noch gar nicht existiert.
### 2. Indonesien sperrt und entsperrt TikTok willkürlich
Nach landesweiten Protesten entzieht die indonesische Regierung TikTok kurzfristig die Lizenz, weil das Unternehmen Nutzer:innendaten nicht herausgeben wollte. Die Rücknahme der Sperre nach teilweisem Nachgeben von TikTok zeigt laut Podcast die „digitale Verwundbarkeit“ von Demokratien und die Machtfülle, die Plattformen über kritische Infrastruktur erlangt haben.
### 3. Meta pausiert politische Werbung in Europa – und inszeniert sich als Opfer
Meta kündigt an, vor Europawahlen politische Werbung auszusetzen, weil angebliche regulatorische Unsicherheiten eine Einwilligung der Nutzer:innen für Microtargeting unmöglich machen. Die Sprecher:innen durchschauen die PR-Strategie („Big-Tech-Theater“) und betonen, dass das Unternehmen eigentlich nur seine Datensammelpraxis nicht einschränken will.
### 4. Instagram kürt Creator:innen mit „Rings“ – inhaltlich wie formal fragwürdig
Instagram startet einen jährlichen Wettbewerb, bei dem 25 Creator:innen einen goldenen Ring um ihr Profilbild erhalten. Die Jury besteht aus prominenten Influencer:innen und dem Instagram-Chef selbst. Kritisiert wird die Befangenheit der Jury („Schiedsrichter und Kapitän in Personalunion“) sowie die völlig unklaren Kriterien für „kreative Risiken“.
### 5. OpenAIs KI-Video-Tool Sora: Urheberrechtsverletzung als Geschäftsmodell
Sora bietet im TikTok-ähnlichen Feed zahlreiche offensichtliche Urheberrechtsverletzungen (Super Mario, Pokémon etc.). Rechteinhaber:innen müssen jedes Video einzeln sperren lassen; ein pauschaler Opt-out ist nicht möglich. Die Moderator:innen kritisieren diese „Umkehrung der Bringeschuld“ als unverschämt und sehen darin eine bewusste Strategie, sich vorab durch massive Verletzungen ein Nutzer:innen-verhalten zu erschleichen, bevor Regulierung greift.
## Einordnung
Die Episode zeigt ein professionelles journalistisches Format mit klaren Analysen und überzeugender Argumentationsstruktur. Besonders hervorzuheben ist, wie konsequent die Sprecher:innen komplexe Tech-Themen (Urheberrecht, KI-Regulierung, Plattformmacht) in ihrer gesellschaftlichen Tragweite durchleuchten und dabei kommerzielle wie politische Interessen offenlegen. Die Gesprächskultur ist wach, ironisch, aber nie oberflächlich; stattdessen werden Zusammenhänge bis in regulatorische Details verfolgt. Die Moderator:innen verzichten auf falsche Neutralität und beziehen eindeutig Stellung – etwa gegen Big Techs „Martyrer-Inszenierung“ oder für die Bewahrung von Urheberrechten gegenüber KI-Konzernen. Die Diskussion bleibt dabei faktenorientiert und frei von verschwörungstheoretischen oder rechten Positionen. Für Hörer:innen, die tiefere Einblicke in aktuelle Entwicklungen der sozialen Netzwerke und ihrer regulatorischen Auseinandersetzungen suchen, lohnt sich ein klarer Hinhören-Tipp – die Länge und Dichte der Inhalte bietet dabei erkennbaren Mehrwert.