Der Performance Process Podcast von Ronan Mc Laughlin und Caley Fretz widmet sich der Optimierung von Radfahrerleistungen. In dieser Episode begrüßt Ronan Matt Appleman, Gründer von Appleman Bicycles, um die kontroverse Frage zu klären: Warum haben fast alle Fahrer:innen fast dieselbe Kurbellänge – obwohl Körpergröße und Anatomie extrem variieren? ### 1. Die Industrie biete nur 6 % Längenunterschied, der Körper aber 25 % Matt Appleman kritisiert, während Rahmengrößen, Vorbau- und Lenkerbreite ein 20-30-%-Spektrum abdecken, schwanken serienmäßige Kurbeln lediglich um 6 %. Das sei, „als würde man allen Schuhgröße 9-10 verordnen“, sagt Appleman. Seine 2XR-Kurbeln decken 135-175 mm ab, womit er eine proportionale Anpassung ermöglicht. ### 2. Verkürzte Kurbeln sollen Verletzungen verhindern und aerodynamische Positionen ermöglichen Durch kürzere Kurbeln lasse sich das Becken stabiler auf dem Sattel halten, die Hüftecke öffne sich, das Knie komme weiter vom Brustkorb. Das erlaube aggressivere, gleichzeitig atmungsfreudigere und damit schnellere Sitzpositionen. Appleman selbst (1,85 m) fahre seit Jahren 145-mm-Kurbeln ohne Leistungsverlust. ### 3. Leistung bleibe gleich, Komfort steige messbar Die mechanische Arbeit beim Treten bleibe identisch – verglichen mit Treppensteigen: „Kleine Stufen“ bedeuten weniger Gelenkstress bei gleichem Arbeitsaufkommen. Appleman berichtet von Kund:innen, die nach dem Wechsel auf kürzere Kurbeln erstmals schmerzfrei lange Touren absolvieren könnten; ein Rückwechsel fühle sich „absolut schrecklich“ an. ### 4. Obergrenze existiert, Untergrenze kaum – individuelle Testschleife nötig Zu lange Kurbeln zwängen Körper in extreme Bewegungsbahnen und seien der Hauptgrund für Hüftwackeln. Es gebe zwar keine universelle „optimale“ Länge, aber für fast jeden Fahrer ein 20-25-mm-Korridor, in dem alles funktioniere. Probierfahrten mit direktem Vergleich seien entscheidend, rät Appleman. ### 5. Hersteller:innen verfolgen Kostendruck statt Biomechanik Viele Fahrradmarken bestücken laut Appleman selbst XXS-Rahmen mit 170-mm-Kurbeln, weil sie Containerbestände loswerden wollen. Nachfrage nach kürzeren Längen wachse, aber die Großen bieten meist nur 165 mm als kleinste Größe an – ein Markt, den Applemans modulares 2XR-System deckt. ### 6. Modularer Nachrüstsatz statt OEM-Trendfolge Die 2XR-Kurbeln lassen sich in fünf Minuten per 5-mm-Inbusschlüssel tauschen; Länge, Spindelbreite, Kettenblatt-Interface und Farbe (10 Optionen) sind kombinierbar. Appleman lackiert und graviert in Eigenregie, um maximale Individualität ohne „hässliche Lasergrafiken“ zu ermöglichen. ## Einordnung Die Sendung wirkt wie ein durchplantes Gespräch zwischen zwei Insidern, das zwar kommerzielle Interessen (Applemans Firma) nicht verleugnet, aber mit Ingenieurs- und Praxiswissen aufwartet. Die Argumentation bleibt stringent: Kurbellänge soll proportional zur Bein- und Torso-Länge gewählt werden – ein Anspruch, der industrielle Normen infrage stellt. Dabei werden Studien nur am Rande zitiert, stattdessen vertraut man auf Anekdoten und Vergleiche. Die fehlende wissenschaftliche Tiefe wird durch plausible Mechanik erklärt; wirklich neue Fakten bringt die Folge nicht. Positiv: Es gibt keine belehrende Missionierung, sondern eine einfache Empfehlung zum Selbst-Test. Kritisch: Andere Expertenmeinungen – etwa von Sportwissenschaftler:innen oder großen Fahrradherstellern – bleiben aus, sodass die Diskussion einseitig wirkt. Machtverhältnisse werden thematisiert, indem Appleman die Logik der Massenfertigung offenlegt, doch eine Alternative bleibt sein kommerzielles Produkt. Wer tiefer in die Biomechanik oder Meta-Analysen einsteigen will, wird hier nicht bedient; wer nach schnellen, praktischen Tipps sucht, erhält einen gut verdaulichen Einstieg. Hörwarnung: Folge lohnt für Fahrer:innen mit Knie- oder Hüftproblemen, bietet aber keine ausgewogene wissenschaftliche Auseinandersetzung.