Echo der Zeit: Applaus und Dank für Donald Trump in Israel
Die Echo-der-Zeit-Folge vom 13. Oktober 2025 beleuchtet Trumps Gaza-Deal, die Folgen für Palästina und die Reaktionen der arabischen Staaten – vor allem aus westlicher Perspektive.
Echo der Zeit
38 min read2319 min audioEcho der Zeit vom 13. Oktober 2025: Die Redaktion um Brigitte Kramer beleuchtet Trumps Gaza-Deal als möglichen Außenpolitik-Coup, während in Israel und Palästina Gefangene ausgetauscht werden. Korrespondent:innen diskutieren, ob der US-Präsident damit tatsächlich Frieden schafft oder sich zu früh feiert. Weitere Themen: Wirtschaftsnobelpreis für Wachstumsforschung, Juso-Erbschaftssteuer-Initiative, linksextreme Gewalt bei Palästina-Demo in Bern sowie US-Angriffe auf Venezuela.
### 1. Trumps Gaza-Deal: historischer Durchbruch oder PR-Erfolg?
Trump werde in Israel gefeiert, weil er nach eigenen Angaben "ewigen Frieden" ankündige. Andrea Christen (USA-Korrespondent) meint, er habe etwas geschafft, "was sein Vorgänger Joe Biden nicht schaffte". Die Phase-I-Vereinbarung sehe einen Geiselaustausch und Wiederaufbau vor, aber weder Entwaffnung der Hamas noch Absicherung durch arabische Truppen seien geklärt.
### 2. Arabische Staaten: Interesse an Investitionen statt an Flüchtlingen
Thomas Gutersohn (Nahtost-Korrespondent) erklärt, die Golfstaaten wollten das "Kapitel Gazakrieg" hinter sich lassen, um wieder Geschäfte machen zu können. Deshalb stünden sie nun hinter dem Plan, obwohl sie ihn zuvor ablehnten. Vertreibung der Palästinenser sei vom Tisch, doch für die über 100 000 Geflüchteten gebe es "wohl kaum eine Zukunft in diesem neuen Gaza".
### 3. Erbschaftssteuer-Initiative: 50 % auf Vermögen über 50 Millionen CHF
Die Juso fordere eine Sonderabgabe auf Superreiche; die Einnahmen sollen in den Klimaschutz fliessen. Bundesrat und bürgerliche Parteien warnen vor Wegzügen und Steuerausfällen von bis zu 3,6 Mrd. CHF. Miriam Hostettmann (Juso-Präsidentin) nennt die Gegenrede "Angstmache" und verweist auf Beispiele Norwegen/Grossbritannien, wo keine Massenauswanderung erfolgte.
### 4. Linkextreme Szene: unklare Größe, unklare Verantwortliche
Nach Krawallen in Bern fehle es an belastbaren Daten, heisst es von Experte Dirk Baier. Gewaltbereite Gruppen organisierten sich oft erst in sozialen Medien und schliessen sich beim "schwarzen Block" an. Nicht alle Linksextremen seien prinzipiell gewaltaffin; manche rutsche durch "Gegengewalt" nach Repressionen.
### 5. Venezuela: Militärschläge statt Drogenbekämpfung?
Die USA erklärten venezolanische Drogenorganisationen zu Terrorgruppen, um rechtlich Angriffe ausweiten zu können. Sabine Kuttenbach (Lateinamerika-Expertin) hält dies für "Theaterdonner" und vorrangig politisch motiviert: Venezuela besitze riesige Ölreserven, die nach einem Regimewechsel erschlossen werden sollen. Ein Landangriff hält sie für unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, weil beide Seiten unberechenbar seien.
## Einordnung
Die Sendung folgt klassischem Nachrichtenmagazin-Stil: schnelle Wechsel, viele Themen, knappe Statements. Die Hörer:innen bekommen eine breite Übersicht, Tiefe bleibt auf Korridor-Niveau. Besonders auffällig: Die Beiträge über Trumps Gaza-Deal und Venezuela zeigen, wie sehr sich das Format auf westliche Machtzentralen fokussiert. Kritische Stimmen aus Palästina oder Venezuela selbst fehlen; stattdessen dominieren USA- und Israel-Expert:innen. Die Frage, ob Trumps Deal tatsächlich Frieden bringt, wird zwar gestellt, aber die Annahme, der US-Präsident könne den Konflikt durch „Deal-Making“ lösen, bleibt unhinterfragt im Raum stehen. Gleiches gilt für Venezuela: Die Expertin hinterfragt die Motive der USA, nicht aber die eigenen Sanktionspolitik-Annahmen. Die Debatte über Erbschaftssteuer und linksextreme Gewalt bietet mehr Kontroverse, bleibt aber in der 5-Minuten-Schablone gefangen. Alles in allem liefert die Folge einen übersichtlichen, aber oberflächlichen Lagebericht – mit klarem Fokus auf geopolitische Machtspiele aus US-Perspektive.
Hörempfehlung: Wer sich in 30 Minuten über die wichtigsten Schlagzeilen informieren will, bekommt hier eine seriöse, aber nicht besonders kritische Zusammenfassung. Für Hintergrund- oder Perspektivvielfalt muss man woanders hin.