Im Guardian-Podcast "Politics Weekly" diskutieren Pippa Crerar und Kiran Stacey die britische Anerkennung Palästinas als Staat, interne Streitigkeiten in Jeremy Corbyns neuer linken Bewegung "Your Party" und die Strategie der Liberaldemokraten. Die Anerkennung Palästinas wird als stark symbolischer Akt gewertet, der vor allem innenpolitischen Druck abbauen soll, aber kaum konkrete Auswirkungen auf den Konflikt haben dürfte. Die Sprecher:innen betonen, dass Großbritannien aufgrund seiner historischen Verantwortung eine besondere Rolle spiele. Bei "Your Party" zeigt sich ein Machtkampf zwischen Jeremy Corbyn und Zarah Sultana, der die Glaubwürdigkeit der Bewegung untergräbt. Die Liberaldemokraten nutzen ihre Konferenz in Bournemouth, um ihre Position als ernstzunehmende Kraft zu stärken – mit Fokus auf Wahlkreissicherung und strategischem Wähler:innenzielgruppenwechsel. ### 1. Symbolische Anerkennung ohne konkrete Konsequenzen Die britische Regierung erkennt Palästina formal an – ein Schritt, der laut Kiran Stacey "nicht sehr viel" bewirke. Die einzige unmittelbare Folge sei die Erhebung des palästinensischen Vertreters in London zum vollwertigen Botschafter. Die Entscheidung sei stark von innenpolitischem Druck geprägt: „Es gibt eine große einheimische Zielgruppe, die sich ein Bekenntnis zur Zweistaatenlösung und zum palästinensischen Volk wünscht.“ ### 2. Historische Verantwortung als Motiv Pippa Crerar hebt die historische Dimension hervor: Großbritannien habe bereits 1917 mit der Balfour-Deklaration Unterstützung für einen palästinensischen Staat neben Israel signalisiert. Die Anerkennung sei daher „überfällig“ und habe eine besondere Bedeutung, weil sie von ehemaligen Kolonialmacht komme. ### 3. Machtkampf bei "Your Party" zwischen Corbyn und Sultana Die neue linke Bewegung zerstritt sich öffentlich über Führungsfragen und Geld. Zarah Sultana wollte schnell Spenden sammeln, während Jeremy Corbyn dies zurückhielt. Die Sprecher:innen zeigen, wie sich ideologische Differenzen (Bewegung vs. Parlamentsfokus) in technischen Streit (Maillisten, Bankdaten) entladen. Die öffentliche Schlammschlacht bestätige Vorurteile über die Linke: „Das einzige, wozu sie fähig sei, sei Fraktionskämpfe.“ ### 4. Liberaldemokraten setzen auf konstante Basisarbeit In Bournemouth dominiere Zuversicht, berichtet Crerar. Die Partei habe 2024 viele neue Wahlkreise gewonnen und konzentriere sich nun darauf, diese zu sichern – statt auf nationale Aufmerksamkeit zu setzen. Die Strategie bleibe, ehemalige moderate Konservative und enttäuschte Labour-Wähler:innen anzusprechen. ### 5. Keine eindeutige Haltung zu Reform UK und Migration Am Rande wird Nigel Farages Forderung nach Abschaffung des „indefinite leave to remain“ erwähnt. Die Sprecher:innen zeigen die wirtschaftlichen Risiken auf, gehen aber nicht auf die menschenrechtlichen oder gesellschaftlichen Implikationen ein. ## Einordnung Der Guardian-Podcast liefert professionelle, journalistisch neutrale Analyse. Die Sprecher:innen vermeiden Wertungen, bleiben aber deutlich innerhalb des liberalen Mainstreams. Kritisch bleibt, dass palästinensische Stimmen nicht zu Wort kommen – die Diskussion bleibt eurozentriert. Die Berichterstattung über „Your Party“ zeigt zwar interne Probleme auf, verliert dabei aber die inhaltlichen Gründe für die Abspaltung aus dem Blick. Die Auseinandersetzung wirkt wie ein Westminster-Insider-Gerichtsverfahren, ohne die sozialen Bewegungen hinter der Partei zu beleuchten. Bei der Migration wird die Diskussion über Farages harte Linie zwar kontextualisiert, aber nicht als Teil rechtspopulistischer Normalisierung kritisch hinterfragt. Insgesamt bietet die Episode fundierte Einblicke in aktuelle Machtspiele, bleibt aber in der Framing-Wahl innerhalb etablierter Politiklogiken.