Echo der Zeit: Echo der Zeit
SRF-Nachrichtenpodcast beleuchtet Indiens geopolitische Neuorientierung, den brasilianischen Bolsonaro-Prozess und Italiens Probleme mit EU-Corona-Hilfen.
Echo der Zeit
33 min read1747 min audioDie Sendung "Echo der Zeit" vom 31. August 2025 beleuchtet in drei Hauptbeiträgen die geopolitische Neuorientierung Indiens weg von den USA hin zu China, den brasilianischen Putschprozess gegen Ex-Präsident Bolsonaro sowie die Probleme Italiens beim Ausgeben der EU-Corona-Hilfen. Moderator Ivan Lieberherr führt durch die knapp 30-minütige Nachrichten-Tageszusammenfassung des Schweizer Radio SRF.
### Indien wende sich von den USA ab und suche neue Partner
Die USA hätten Indien mit Strafzöllen belegt, weil das Land weiter russisches Öl importiere. Als Reaktion orientiere sich Neu-Delhi neu: "für mehr als zwei Jahrzehnte unterstützten die USA Indien bei seinen globalen Ambitionen, im Gegenzug nutzten die USA Indien als demokratischen Puffer gegen China". Nun besuche Ministerpräsident Modi erstmals seit sieben Jahren wieder China.
### Mehrheit der Brasilianer:innen halte Putschprozess gegen Bolsonaro für gerechtfertigt
Laut Politologe Maximilian Hedrich sehen "über 50 %" der Bevölkerung den Prozess als richtig an. Allerdings gebe es "mehr als ein Drittel" der Bevölkerung, das die Verfahren ablehne. Zweifel an der Unabhängigkeit des Obersten Gerichtshofs mehren sich, nachdem Richter de Morais Hausarrest und Polizeikontrollen verhängt habe.
### Italien verschenke Milliardenhilfen wegen Bürokratie
Von knapp 200 Milliarden Euro Corona-Wiederaufbaufonds seien erst die Hälfte ausgegeben. Grund seien fehlendes Fachpersonal in Gemeinden und komplizierte EU-Ausschreibungsrichtlinien. "Oft verfügten die zuständigen Beamten auch nicht über die Kompetenz, Projekte nach EU-Richtlinien auszuschreiben und durchzuführen", erklärt Experte Luca Dal Poetto.
### Schweizer Naturfreunde verloren sozialistische Wurzeln
Die 1925 gegründete Organisation habe sich von einer Arbeiterkultur- zur Freizeitorganisation gewandelt. Während früher "einfache Leute aus der Arbeiter-Handwerker-Schicht" dominierten, seien heute "die meisten eher älteren Jahrgangs" und politisch weniger links geprägt.
## Einordnung
Als traditionsreiche Tageszusammenfassung bedient sich "Echo der Zeit" eines klassischen Nachrichtenformats mit klaren journalistischen Standards. Die Beiträge sind sorgfältig recherchiert und bieten Expert:innen-Perspektiven ohne plumpe Vereinfachung. Besonders bemerkenswert ist die differenzierte Darstellung komplexer geopolitischer Verschiebungen: Weder wird Indiens Annäherung an China als strategischer Meisterzug noch als Verrat an westlichen Werten geframt, sondern als pragmatische Reaktion auf US-Strafzölle. Gleichwohl bleiben kritische Perspektiven unterschwellig ausgeblendet: Die Position pakistanischer oder ukrainischer Akteure zur indisch-chinesischen Annäherung etwa fehlt gänzlich. Auch bei Brasilien dominiert die europäische Beobachter:innen-Perspektive, während die Stimmen marginalisierter Gruppen kaum zu Wort kommen. Die Sendung reproduziert damit zwar keine offensichtlich problematischen Inhalte, verfestigt aber traditionelle westliche Deutungshoheit über globale Entwicklungen.
Hörempfehlung: Für alle, die in knapp 30 Minuten eine sorgfältig recherchierte geopolitische Tageszusammenfassung mit Schweizer Fokus suchen – ohne dabei alternative Perspektiven zu erwarten.