Der Apokalypse und Filterkaffee Presseclub diskutiert mit Anna Sauerbrey (Zeit), Christoph von Marschall (Tagesspiegel) und Frederik Pleitgen (CNN) über die zunehmenden russischen Luftverletzungen und Drohnenvorfälle entlang der NATO-Ostflanke. Die Journalist:innen analysieren Putins vermeintliche Eskalationsstrategie, die darauf abzielt, die Allianz zu spalten und deren Reaktionsfähigkeit zu testen. Dabei wird auch auf Trumps Wende in der Ukraine-Politik eingegangen, die nun ein ukrainisches "Gewinnen" des Krieges nicht mehr ausschließt. ### 1. Putin testet die NATO-Grenzen systematisch aus Die wiederholten Verletzungen des NATO-Luftraums durch russische Jets und Drohnen seien kein Zufall, sondern Teil einer bewussten Strategie. Wie Anna Sauerbrey betont: "Wenn man so eine Häufung von Vorfällen hat, dann ist das selten Zufall." Die Experten:innen einigen sich darauf, dass Russland die Schwachstellen der Allianz auslotet und ihre Reaktionsgeschwindigkeit testet. ### 2. Die NATO stehe vor einem Balanceakt zwischen Abschreckung und Eskalation Christoph von Marschall beschreibt die Lage als "Spiel mit den Nerven", bei dem die NATO besonnen reagieren müsse, ohne in eine Überreaktion zu verfallen. Die Allianz müsse zeigen, "wir sind wachsam und wir lassen uns nicht einschchüchtern", ohne selbst Kriegspartei zu werden. ### 3. Trump wendet sich offenbar zugunsten ukrainischer Siegeshoffnungen Die Diskussion über Donald Trumps Wende von der Aussage, die Ukraine könne nicht gewinnen, zu der Behauptung "sie können ihn gewinnen" und "müssen ihn gewinnen", wird als bewusste Wahlkampfstrategie interpretiert. Marschall erklärt, Trump versuche damit republikanische Wähler:innen zu gewinnen, die Unterstützung der Ukraine fordern. ### 4. Die USA diskutieren intern über die weitere Ukraine-Hilfe Frederik Pleitgen macht deutlich, dass die amerikanische Debatte weniger durch die NATO-Provokationen geprägt sei, sondern durch die Frage, ob die Ukraine weiter unterstützt werden solle. Die drohenden Spaltungen zwischen Demokraten und Republikanern gefährden nach Einschätzung der Experten:innen die Geschlossenheit des Bündnisses. ## Einordnung Die Sendung präsentiert sich als professionelles journalistisches Format, das aktuelle Sicherheitslage differenziert einordnet. Die Expertise der Gäste ist hochkarätig, die Diskussionskultur sachlich. Besonders positiv: Die Journalist:innen vermeiden es, russische Provokationen zu überdramatisieren und betonen stattdessen die Notwendigkeit besonnener Reaktionen. Kritisch anzumerken ist jedoch, dass westliche Perspektiven dominieren – russische Sichtweisen bleiben ausgespart. Die Analyse bleibt innerhalb des NATO-Frames, ohne grundsätzlich zu hinterfragen, ob die eigenen Militärpräsenzen möglicherweise zur Eskalation beitragen. Für Hörer:innen, die sich für sicherheitspolitische Analysen aus Mainstream-Perspektive interessieren, liefert die Episode eine informatives Update – mit dem bewussten Ausschluss alternativer Deutungsrahmen.