AGOA, das 25 Jahre lang afrikanische Exporte zollfrei in die USA ermöglichte, ist am 30. September 2025 ausgelaufen – ohne Nachfolgeregelung. Betroffen sind vor allem Textil- und Autobranche: Hunderttausende Jobs in Kenia, Lesotho, Ghana und Südafrika stehen auf dem Spiel; einige Fabriken haben bereits geschlossen. Während Arbeiter:innen um ihre Existenz bangen, streiten Expert:innen darüber, wie hart der Schlag wirklich ist. Ökonom Bonke Dumisa hält südafrikanische Betriebe für wettbewerbsfähig genug, neue Märkte zu finden – etwa Australien oder China, das bereits die Lücke fülle. Zugleich kritisiert er, afrikanische Regierungen hätten sich zu lange auf „charity“ statt auf eigene Strategien verlassen. Gewerkschaften fordern Umschulung und schnelle Handelsabkommen innerhalb Afrikas, doch viele Bürger:innen glauben, dass Washington nicht mehr zu vernünftigen Kompromissen bereit ist. Die Sendung wirbt für mehr innerafrikanischen Handel, zeigt aber auch, wie tief die Unsicherheit ist. ### 1. Existenzängste statt Strategie Textilarbeiterinnen in Kenia und Lesotho schildern, dass mit AGOA „ihr Leben“ weg sei: „If it is gone, it means my life is gone too.“ Für sie zählen konkrete Verluste, nicht makroökonomische Statistiken. ### 2. Millionen Jobs sollen weggebrochen sein Laut Moderation entfielen 1,3 Mio. Arbeitsplätze allein durch AGOA-Zugang; allein Kenia exportierte 2024 Kleidung für 510 Mio. USD. Dumisa relativiert: Südafrika werde „nicht so viele“ Jobs verlieren, weil Autos auch nach Down Under lieferten. ### 3. Trump-Administration nutzt Handel als Druckmittel Dumisa: „It is really about just aligning to American interest.“ Menschenrechte oder Entwicklungsstand spielten keine Rolle mehr; nachdem Elon Musk in Lesotho eine Satellitenlizenz erhielt, seien dort Strafzölle sofort fallen. ### 4. „There is no free lunch“ AGOA habe Afrika weder nachhaltig industrialisiert noch vom Rohstoffstatus befreit. Die Lehre: Wer sich auf geopolitische Gefälligkeiten einlasse, werde „dumped“ – Afrika müsse nun eigenständige Handelswege gehen, etwa über das AfCFTA-Abkommen. ### 5. China und EU stehen bereit Während die USA Strafzölle verhängen, liefern chinesische Autos schon „wie nie zuvor“ nach Südafrika. Brüssel und Delhi würden ebenfalls lukrativere Handelsbedingungen anbieten, heißt es ohne Belege. ## Einordnung Die 25-minütige DW-Sendung wirkt wie ein akuter Krisen-Monitor, nicht wie ein analytisches Feature. Die Moderation wiederholt oft, dass AGOA abgelaufen sei, verzichtet aber auf Hintergrund zu Scheitern der Verlängerungsbemühungen oder zu neuen US-Zieltarifen. Stattdessen dominieren wolkige Drohkulissen („the whole house of card will collapse“) und Aufforderungen, „nach Afrika und Asien zu schauen“ – ohne zu erklären, warum dortige Standards, Kapazitäten oder Löhne ähnliche Industriejobs garantieren könnten. Perspektiven afrikanischer Arbeiter:innen, US-Kongressabgeordneter oder deutscher Autokonzerne fehlen; Expert:in Dumisa fungiert fast allein als Deutungsinstanz. Die Diskussion verengt sich auf die Frage, ob Südafrika die Krise leichter überstehe – ein Beispiel dafür, wie afrikanische Berichterstattung oft die Regionalelite widerspiegelt, statt gesamtafrikanische Interessen auszuloten. Positiv: Es gelingt der klare Nachweis, dass afrikanische Volkswirtschaften externen Rahmenbedingungen ausgesetzt sind. Kritisch: Die Sendung verbreitet eine „Weiter-so-nur-ohne-USA“-Logik, ohne ökonomische Alternativen zu prüfen oder Machtasymmetrien innerhalb Afrikas anzusprechen. Die Botschaft bleibt letztlich appellativ: handle regional, verhandel strategisch – Details bleiben offen.