Im POLITICO-Podcast „Berlin Playbook“ spricht Rixa Fürsen mit Wolfgang Ischinger, Präsident der Münchner Sicherheitskonferenz, über Trumps Nahost-Plan und eine mögliche internationale Stabilisierungsmission für Gaza und den Westjordanland. Ischinger sieht die Zweistaatenlösung als blockiert an und plädiert stattdessen für konkrete Verbesserungen der palästinensischen Lebensumstände. Er hält Trumps Plan für „einseitig“ und „zu Ungunsten der Palästinenser“, aber als Verhandlungsgrundlage denkbar. Deutschland solle sich seiner Ansicht nach an einer UN-gestützten Mission beteiligen, wofür es aber derzeit keine Mehrheit gebe. Europa solle finanzielle Hilfe, bessere Grenzkontrolle und Infrastruktur fördern und Palästina erst dann als Staat anerkennen, wenn ein „lebensfähiger“ und kontrollfähiger Entwurf bestehe. ### 1. Internationale Mission als „kein Spaziergang“ Ischinger schließt deutsche Beteiligung an einer Gaza-Mission nicht aus: „Ich würde nicht ausschließen, dass Deutschland sich an einer solchen stabilisierenden Mission beteiligen sollte.“ Er räumt ein, dass Terrorbekämpfung dazugehöre und „kein Spaziergang“ sei, fordert aber stärkeres Nachdenken statt „Hände in den Schoß legen“. ### 2. Trumps Plan ist „alter Hut“ und „einseitig“ Der 2020 vorgelegte Plan sei zwar wieder in Diskussion, aber „in wesentlichen Teilen zu Ungunsten der Palästinenser ausgerichtet“. Ischinger: Er reduziere die Palästinenser „auf ein paar Inseln“ und sei „de facto … ungeeignet“, weil er von ihnen nicht akzeptiert werden könne. ### 3. Zweistaatenlösung blockiert, „Einstaatenlösung“ gefährdet jüdischen Charakter Israels Ischinger diagnostiziert: „Eine Zweistaatenlösung nicht erreichbar zu sein scheint“, eine Ein-Staat-Lösung würde „den jüdischen Charakter des Staates Israel“ gefährden. Deshalb müsse man „wenigstens die Situation der Palästinenser … verbessern“. ### 4. Palästina erst anerkennen, wenn es „lebensfähig“ ist Eine sofortige Anerkennung Palästinas lehnt Ischinger ab: „Wir sollten Palästina als Staat anerkennen, aber nur unter der Voraussetzung, dass ein anerkennungswürdiger Staat Palästina auch entsteht … der in der Lage ist, die Kontrolle über das eigene Territorium auszuüben“. ## Einordnung Das siebenminütige Update liefert keinen investigativen Journalismus, sondern knapp zusammengeschnittene Statements. Die Interviewerin stellt offene Fragen, kontrolliert aber nicht, auf welcher Grundlage Ischinger die politische Lage bewertet; etwaige Expertengespräche oder Gegenpositionen fehlen. Kritische Nachfragen zu Risiken einer deutschen Militärpräsenz im Gazastreifen, zu Völkerrecht oder zu den Machtverhältnissen hinter der „Zweistaatenlogik“ bleiben aus. Stattdessen wiederholt Ischinger eurozentrische Annahmen: Europa habe „ein Interesse“ und das „Recht“, Israel zu verteidigen; palästinensische Souveränität wird an Bedingungen geknüpft, israelische nicht. Der Fokus auf „Stabilität“ und „Terrorbekämpfung“ überschattet strukturelle Ungleichbehandlung und entlarvt die Sendung als Gesprächsplattform für sicherheitspolitische Eliten ohne konträre Stimmen. Hörer:innen erhalten eine oberflächliche, aber schnelle Orientierung über deutsche Positionen zur Nahost-Debatte, keine Analyse der zugrunde liegenden Machtasymmetrien.