Apokalypse & Filterkaffee: Ernsthafte Bedrohnung (mit Markus Feldenkirchen & René Pfister)
Journalistische Morgenrunde mit Fokus auf NATO-Spannungen, Trumps Skandale und Frankreichs Proteste – souveran moderiert, aber mit eindimensionalen Debattenkulturen.
Apokalypse & Filterkaffee
2572 min audioMarkus Feldenkirchen und der neue SPIEGEL-Korrespondent in Paris, René Pfister, besprechen in der Frühsendung die Schlagzeilen vom 11. September. Sie thematisieren unter anderem den russischen Drohnenangriff auf Polen, den Tod des Trump-Aktivisten Charlie Kirk, die Proteste in Frankreich gegen den Sparkurs der Regierung, die Forderung nach europäischer Unabhängigkeit durch Ursula von der Leyen, die Debatte um ein sexistisches Oktoberfest-Plakat in Kleve sowie neue Enthüllungen über Donald Trumps Verbindung zu Jeffrey Epstein. Die Diskussion ist geprägt durch eine Mischung aus journalistischer Analyse, persönlichen Anekdoten und ironischen Kommentaren.
### 1. Russische Drohnen in Polen könnten NATO-Bündnisfall auslösen
Die Sprecher:innen berichten, dass mehrere russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen seien. Polen habe nach Artikel 4 der NATO-Konvention Konsultationen mit den Verbündeten beantragt – eine Vorstufe zum Bündnisfall. René Pfister erklärt: „Das ist ein weiterer Nadelstich [...] der Versuch einfach die Entschlossenheit der NATO zu testen.“
### 2. Tod von Trump-Aktivist Charlie Kirk könnte US-Politik beeinflussen
Der rechte US-Aktivist Charlie Kirk sei bei einem Attentat auf einer Universität in Utah gestorben. Kirk habe besonders bei jungen Wählenden Trumps Kampagne unterstützt. Die Sprecher:innen diskutieren, ob sein Tod die politische Debatte in den USA verschieben könnte – weg von Trumps Verbindungen zu Jeffrey Epstein.
### 3. Frankreich blockiert gegen Sparpläne – Proteste bleiben diffus
In Frankreich kommt es zu landesweiten Protesten gegen den Sparkurs der Regierung. Die Bewegung „Bloquons tout“ („Blockieren wir alles“) ruft zu Blockaden von Straßen, Schulen und Bahnstrecken auf. Pfister zeigt sich skeptisch: „Die Forderungen sind doch relativ diffus oder unerreichbar.“
### 4. Von der Leyen fordert „europäische Unabhängigkeit“ angesichts US-Unsicherheit
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordere angesichts einer „neuen auf Macht basierenden Weltordnung“ eine eigenständige europäische Strategie. Die USA seien nicht mehr verlässlich. Pfister kommentiert: „Die Amerikaner haben gar keine Lust mehr, sich um uns zu kümmern.“
### 5. Debatte über „sexistisches“ Oktoberfest-Plakat in Kleve
Ein Klever Sportverein wirbt mit einem Comic, das eine übertrieben sexualisierte Frau im Dirndl zeigt. Grüne Stadträte kritisieren das Plakat als sexistisch. Die Sprecher:innen zeigen sich geteilter Meinung – Feldenkirchen hält die Kritik für berechtigt, Pfister für übertrieben.
### 6. Trump-Epstein-Foto zeigt makabren „Frauenhandel“-Witz
Ein neu veröffentlichtes Foto zeige Jeffrey Epstein mit einem Scherzcheck über den „Verkauf“ einer Frau an Donald Trump. Die Sprecher:innen sehen darin ein weiteres Indiz für die enge Verbindung zwischen beiden – und problematisieren, dass Trump zuvor behauptet hatte, kaum Kontakt zu Epstein gehabt zu haben.
## Einordnung
Der Podcast präsentiert sich als journalistisches Format mit professionellem Anspruch, das sich durch klare Struktur und redaktionelle Vorbereitung auszeichnet. Die Moderationsführung ist souverän, die Themenauswahl aktuell und relevant. Besonders positiv hervorzuheben ist die differenzierte Auseinandersetzung mit komplexen geopolitischen Themen wie dem NATO-Bündnisfall und der europäischen Unabhängigkeit. Die Sprecher:innen gelingen durchaus kritische Analysen, etwa wenn sie die Unzuverlässigkeit der USA unter Trump thematisieren oder die Doppelmoral der Republikaner bei der Epstein-Affäre aufdecken.
Allerdings zeigt sich auch eine gewisse Einseitigkeit in der Perspektivenauswahl. Die Berichterstattung über die französischen Proteste bleibt oberflächlich und verharrt bei Klischees über „unamerikanische“ Streikkulturen. Die Debatte um das Oktoberfest-Plakat führt zu einer symptomatischen Diskussion, bei der die Sprecher:innen sich selbst als Verfechter „aufgeklärter“ Positionen inszenieren – die Kritik der Grünen wird eher belächelt als ernstgenommen. Insgesamt bleibt der Anspruch, verschiedene gesellschaftliche Perspektiven gleichberechtigt darzustellen, hinter dem professionellen Anspruch zurück.